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Charter: Illuminierte Urkunden 1438-11-06_unbekannt
Signature: 1438-11-06_unbekannt
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1438-11-06, Ferrara
Papst Eugen [IV.] ergreift Partei für Bartolomeus, Sohn des Perondi de Zambeccariis, Bürger von Bologna (dilecti filii Bartholomei quondam Perondi de Zambeccariis civis Bononiensis) und nimmt diese gegen Verleumdungen in Schutz.
Source Regest: 
Bearbeitungsstand: MITTEL
 

Original

Current repository
ehem. Zürich, Auktionshaus Koller, 2019 März 26, lot 533.

Beiliegend Seidenschnur mit Bleibulle
Material: Pergament
Dimensions: 38 x 56 cm

    Graphics: 







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      • Materielle Beschreibung: 
        Aufwendig und historisiert ausgestattete Littera cum filo serico (Bulle im engeren Sinn): Papstname in von Lombardenformen abgeleiteter Zierschrift mit Fleuronnée-Dekor. Der Rest der ersten Zeile in elongata-artiger Zierschrift mit floralen Ornamenten und aufwendig cadellenartig gestalteten Oberlängen bei den langen "s" von s(ervus) und s(ervorum) und beim "f" von futuram mit Besatz mit Perlkenreihen und Blattmotiven. Lombarde A(d futuram) mit Aussparungen und mit Füllfleuronnée mit Knospen. Oberhalb dieser Lombarde und des Papstnamens graphischer Dekor, der aus Blattspiralen besteht, deren Formen fleischig und naturalistisch wirken.

        Hauptdekor ist die vergrösserte E(ugenius)-Initiale. Aus dem Buchstabenkörper ist ein um einen Stab gewundenes Schriftband ausgespart. Zwei gekreuzte päpstliche Schlüssel bilden den Mittelbalken des "E", der von einer Ranke umgeben ist, die das Binnenfeld füllt. Bemerkenswert ist der zweikonturige, stark gewundene Hauptstamm von dem vergleichsweise kleine florale Elemente abzweigen.
      • Stil und Einordnung: 
        Die zeichnerischen Elemente, die Anwendung finden, besonders auch jene der historisierten Initiale, sind in der päpstlichen Kanzlei durchaus nicht unikal.
        Das Schriftband kommt bei einem Zeichner von 1439 bis 1443 vor, der vor allem auch Urkunden des Skriptors Baptista Palavicinus dekoriert hat (siehe bei 1442 Februar 4, Abschnitt "Initialen" der kunsthistorischen Beschreibung). Während bei dem hier besprochenen Stück von 1438 das Band noch unbeschriftet ist, nutzt der erwähnte, vom Duktus klar unterschiedliche Zeichner das Schriftband auch dazu Text einzusetzen.
      • Die graphische Bereicherung der Zonen über dem Papstnamen hat schon eine Tradition, die in die Zeiten Bonifaz' VIII. (1396 Juli 29 von Hieronymus de Ferentino) und Martins V. zurückreicht. Aus der Kanzlei Eugens sei auf ein Beispiel von 1433 Mai 26 verwiesen, das vom Skriptor Johannes de Nursia stammt, dessen Schwerpunkt freilich in der Zeit Martins V. liegt. Auch in diesem Fall ist der Duktus deutlich verschieden.
      • Ein weiteres Element des vorliegenden Dekors ist die gleichsam naturnahe Form der floralen Motive. Diese Tendenz ist in den 1430er Jahren bei Urkunden der kurialen Tradition (Papst und Konzil) nicht all zu weit verbreitet. Zu nennen ist eine 1436 Mai 30 von Andreas Schonaw mundierte und wohl auch dekorierte Urkunde sowie 1439 April 10 (dort weitere Verweise bis 1441), einer Urkunde, deren Dekor vielleicht einem Spezialisten zuzuweisen ist. Der fleischige Akanthus und die Fruchtkolben (siehe auch unten) treten hier - so wie in der hier besprochenen Urkunde - gemeinsam auf.
      • Historisierte Papsturkunden
        Auch historisierte Elemente sind seit dem Pontifikat Martins V. bekannt. Er verwendete ab seinem Krönungstag (1417 November 21) mitunter eine M-Initiale, deren mittlerer Schaft als Säule geformt ist, also auf seinen Familiennamen Colonna Bezug nimmt. Auch in der vorliegenden Urkunde wird ein Teil des Initialbuchstabens durch ein "heraldisches" Zeichen ersetzt, hier eben die gekreuzten Schlüssel als Zeichen des Papsttums.
        Diese Anregung wird dann von Barthélemy Poignare aufgenommen, der, bevor er ab 1435 für das Konzil tätig wird, auch eine Kaiserurkunde Sigismunds dekoriert hat (1433 August 8; dort alle weiteren Angaben) und dabei in die Initiale einen Doppeladler integrierte. Dass diese Urkunde am Krönungstag datiert wurde, mag Zufall sein, doch ist es doch bemerkenswert, dass zwei Ikonen der Historisierung mit derart herausragenden Tagen verbunden wurden.
        Dass gewisse Fruchtkolben, die von der Initiale des Sigismund-Diploms ausgehen, und jene, die bei der Urkunde von 1438 über der "eps"-Kürzung stehen, vom Duktus und von der Form Parallelen zeigen, führt dazu, dass stilistische und ikonographische Beobachtungen bei diesem Vergleich parallellaufen (noch ähnlichere Fruchtkolben finden sich im unten genannten Libell von 1435). Poignare historisiert auch eine Urkunde des Konzils von Basel (1435 November 5) und wieder wird der Buchstabenkörper der Ort, an dem die inhaltliche Beziehung hergestellt wird, indem nämlich das "S" von Sacrosancta aus einem Band gebildet wird, das wie die Ordenskette des Toison d'or aussieht.

        Bei den Urkunden Poignares (siehe auch 1435 Februar 2, 1436 Dezember 11) lässt sich zweifellos ein verwandter graphischer Geist feststellen und die Parallelen in Bezug auf die Historisierung sind offenkundig. Trotzdem ist die graphische Handschrift eine andere. Dass sich die Kanzlei Eugens IV. an den hervorragenden Werken Poignares oriertierte, der ja für das Konzil von Basel und nicht in Rom arbeitete, darf jedoch angenommen werden. Dies umso mehr als Poignare seine Karriere als Sänger der päpstlichen Kapelle unter Papst Martin V. begonnen hatte (zu Poignare ausführlich Roland, Konzil von Basel, 2019, S. 188-195).
      • So sehr es gelungen ist, die einzelnen Elemente zu kontextualisieren und damit das Umfeld zu beschreiben, so wenig gelang es, den ausführenden Künstler ausfindig zu machen.
      • Der Skriptor Leonardus Therunda
        Dass die Gestaltung der Initiale dieser Urkunde ungewöhnlich ist, ist offensichtlich. Anders als bei der ersten von diesem Skriptor in der Sammlung "Illuminierte Urkunden" enthaltenen Urkunde (1417 November 21) sind hier historisierter, also auf den Inhalt bezogener Dekor und Zierschrift eng verzahnt. Trotzdem muss die Frage gestellt werden, ob - wie es die Regel ist - der Skriptor für die Ausstattung verantwortlich war, oder ob nicht auch in diesem Fall - wie 1417 - ein Spezialist am Werk war. Auffällig ist nämlich, dass die ornamentale Grundhaltung des Dekors der ersten Zeile keine Forsetzung in der sehr qualitätvollen aber nüchternen Schrift des Kontextes findet. Keine der anderen mit "L. Therunda" bezeichneten Urkunden wurde in einer vergleichbar qualitativ hochwertigen Schrift mundiert.
      • Martin Roland
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      Comment

      Scriptor: L. Therunda. Gratis de man(da)to d(omi)ni p(a)p(e)
      Leonardus Therunda (I) wird von Frenz, Conspectus: http://www.phil.uni-passau.de/fileadmin/dokumente/lehrstuehle/frenz/RORC/littera_L.pdf, erwähnt und ist von 1410 bis 1441 als Skriptor nachweisbar. Ein ebenfalls mit "L. Therunda" sich identifizierender Schreiber (vgl. 1450 September 18) wird von Frenz von dem bei der hier behandelten Urkunde tätigen Skriptor geschieden, der von 1410 bis 1441 als Skriptor nachweisbar.
      In der Sammlung "Illuminierte Urkunden" tritt er auch in einer 1417 November 21 mundierten, ebenfalls höchst ungewöhnlich gestalteten Urkunde auf (siehe oben).
      Zur in Bologna beheimateten Familie Zambeccari siehe: Pompeo Scipione Dolfi, Cronologia delle famigle nobili di Bologna, 1709, S. 719-733, und Nikolai Wandruszka, Un viaggio nel passato europeo (2012/18: https://www.wandruszka-genealogie.eu/Antonio/Antonio_Upload/Zambeccari.pdf), jeweils ohne eindeutige Identifizierungsmöglichkeiten des Empfängers).
      Die Rolle, die Kardinal Niccolò Albergati, der im Text erwähnt wird, spielte - er war zum Ausstellungszeitpunkt offenbar in Ferrara -, muss noch untersucht werden.
      Places
      • Ferrara
        • Italien (Kurie)
          • Type: Region
        Persons
        • Bartolomeus, Sohn des Perondi de Zambeccariis, Bürger von Bologna
          • Papst Eugen [IV.]
            Keywords
            • Illuminated Charters: Niveaus:
              • N1: drawn
              • N1: historiated
              • N1: Initials
              • N2: Penwork(Fleuronnée)
            • Glossary of illuminated charters (in German):
              • Historisierte Papsturkunden
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