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FondAngerkloster München Urkunden (1268-1791)
  1. Geschichtliches
  2. Das Kloster St. Jakob am Anger wurde Anfang des 13. Jahrhunderts als Franziskanerkloster gegründet, 1257 ist es erstmals belegt, das Patrozinium des heiligen Jakob weist darauf hin, dass es sich vermutlich ursprünglich um eine Station auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela gehandelt hat. Das Kloster befand sich außerhalb des ersten Mauerrings in der Nähe des Osttors, auf dem Anger. 1284 wurde der Konvent der Franziskaner dann auf den ausdrücklichen Wunsch des Herzogs Ludwig des Strengen in die unmittelbare Nachbarschaft der herzoglichen Residenz, auf den heutigen Max-Josephs-Platz, verlegt und in den alten Klostergebäuden am Anger stattdessen ein Konvent der Klarissen eingerichtet.

    Mit der Ansiedlung der Klarissen war das Münchner Patriziergeschlecht der Sendlinger von Anfang an eng verknüpft, wie auch die Zeugenlisten der frühen Urkunden zeigen, aber auch die Wittelsbacher traten schon früh als Förderer des Konventes auf. So sind unter den ca. 550 Urkunden bis 1450 allein ca. 50 Privilegien von den bayerischen Herzögen und weitere 22 von Kaiser Ludwig dem Bayern. Dessen Söhne gaben 1349 ihre erst vierjährige Schwester Agnes in die Profess, welche aber nur drei Jahre später vermutlich an der Pest verstarb und seitdem als Selige im Kloster verehrt wurde. Auch die Tochter des Herzogs Albrecht III. trat bereits als Fünfjährige 1460 in das Angerkloster ein, starb aber bereits 1472. Ebenso wurden immer wieder Angehörige des Hofes auf Bitten der Herzöge im Kloster als Pfründner untergebracht.

    Die Seelsorge der Schwestern übernahmen die Franziskaner, die auch eine kleinere Niederlassung, bestehend aus zwei Patres und einigen Brüdern, innerhalb des Klostergrundes unterhielten. Wegen der strengen Klausur, welcher die Schwestern unterlagen, gab es bis in das 15. Jahrhundert hinein noch zahlreiche Laienbrüder zur Bewirtschaftung der Klosterbetriebe und in allen Angelegenheiten wurde das Kloster nach außen von einem Verwalter, dem sog. Schaffner oder Klostermeister, vertreten.

    In den folgenden Jahrhunderten wuchs das Kloster und die Zahl der Schwestern kontinuierlich an; so wurden in einem Ablassbrief des Papstes Innozenz VIII. vom 8. April 1490 (Nr. 763) 54 Konventsmitglieder genannt, 1502 (Nr. 828) sind es sogar 63. Auch konnte das Kloster innerhalb relativ kurzer Zeit einen sehr großen Besitzstand in der Stadt München selbst, aber auch im näheren und weiteren Umkreis von München erlangen, dessen Schwerpunkte vor allem um Ingolstadt, Dachau und Pfaffenhofen a.d.Ilm, aber auch in der Umgebung von Tölz lagen.

    In der Folge veränderte sich der Charakter des Konvents immer mehr hin zu einem adeligen Damenstift, wozu auch die Möglichkeit von privater Besitzerwerbung durch die Schwestern beitrug, auch vermachten immer wieder vermögende Pfründner ihren gesamten Besitz dem Konvent. 1481 ließ Herzog Albrecht IV. eine strenge Reform des Klosters durchführen und stellte es unter die direkte Observanz des Franziskaner-Ordens.

    1803 wurde das Kloster säkularisiert und die Schwestern in das ehemalige Augustinerchorherrnstift nach Dietramszell geschickt, 1843 wurden Konventsgebäude und Kirche dann von den Armen Schulschwestern übernommen.

  3. Der Urkundenbestand
  4. Der heutige Bestand der Urkunden des Klosters St. Jakob am Anger geht in erster Linie zurück auf den Grundbestand KU München-Anger, in den wenige Urkunden anderer Provenienz eingereiht wurden. Der gesamte Urkundenbestand umfasst die Jahre 1268-1791 bzw. Nr. 1-1664, die Nr. 761-763, 1100 und 1468 fehlen, davon sind Nr. 761-763 vermutlich Kriegsverluste. Die Urkunden wurden 1929-1939 von Staatsarchivrat Westermaier regestiert, und 1954/55 von M. Teufel in Reinschrift gebracht. Diese Regesten bilden die Grundlage von drei maschinenschriftlichen Bänden, die im Repertorienzimmer des Hauptstaatsarchivs unter den Nummern 2119, 2120 und 2121 einzusehen sind. Zusätzlich ist eine Aussteller-Siegler-Liste für die Nrn. 1-322 (1268-1400) vorhanden.

    Durchgeführte Arbeiten:

    Im Zuge des DFG Projekts "Frauenklöster im süddeutschen Raum" wurden die bestehenden Regesten in eine FAUST 6 Datenbank eingegeben und in einer gekürzten Form der modernen Diktion angepasst. Dabei wurden, bedingt durch die im genannten DFG-Projekt festgelegte Zeitgrenze, alle Urkunden bis zum Jahr 1550 aufgenommen. Die Ortsidentifizierungen (nach der Landkreis-Einteilung von 1954) und die genaue Datumsangabe des Originals wurden von Westermaier übernommen. Durch einige Nachträge aus anderen Beständen ist die Zahl der Urkunden gegenüber Westermaier angewachsen, andererseits sind einige Urkunden inzwischen in andere Bestände überführt worden, so dass zu einer Reihe von Urkunden nur die Regesten vorhanden sind; dies wird jeweils angegeben, beispielsweise Nr. 583 (= Kurbaiern 652).

    Zudem finden sich bei Westermaier noch einige Abschriften, zu denen kein Original mehr vorhanden ist (Abschr.).

    Unter den Literaturangaben finden sich Hinweise auf die jeweiligen Drucke der Urkunden in den Monumenta Boica, Bd. 18, München 1808 (= MB 18) sowie auf die Regesten (bis 1400) in den Regesta Boica, Bd. 3-10, München 1825-1843 (= RB).

    Weitere verwendete Abkürzungen: S = Siegler, AS = Altsignatur, Or. = Original

  5. Weiterführende Literatur
  6. ARNDT-BAEREND, Sabine: Die Klostersäkularisation in München 1802/03 (Miscellenea Bavarica Monacensia Bd. 95), München 1986, insb. S. 179-187.

    GATZ, Johannes: Franziskanerkloster St. Jakob am Anger in München, in: Bavaria Franciscana Antiqua (Ehemalige Franziskanerklöster im heutigen Bayern), hg. von der Bayerischen Franziskanerprovinz, Bd. 3, München 1957, S. 7-16.

    GATZ, Johannes: Franziskanerhospiz bei St. Jakob am Anger in München, in: Bavaria Franciscana Antiqua (Ehemalige Franziskanerklöster im heutigen Bayern), hg. von der Bayerischen Franziskanerprovinz, Bd. 3, München 1957, S. 137-170.

    GATZ, Johannes: Klarissenkloster St. Jakob am Anger in München, in: Bavaria Franciscana Antiqua (Ehemalige Franziskanerklöster im heutigen Bayern), hg. von der Bayerischen Franziskanerprovinz, Bd. 3, München 1957, S. 195-272.

    Häuserbuch der Stadt München, hg. vom Stadtarchiv München, Bd. 4: Angerviertel, München 1966.

    LINS, Bernadin: Geschichte der bayerischen Franziskanerprovinz zum hl. Antonius von Padua, Bd. 1: Von ihrer Gründung bis zur Zeit der Säkularisation, München 1926; Bd. 2: Zur Zeit der Säkularisation 1802-1827, Landshut 1931, S. 109.

    SCHATTENHOFER, Michael: Die geistliche Stadt, in: Der Mönch im Wappen. Aus Geschichte und Gegenwart des katholischen München, München und Zürich 1960, S. 7-77.

    STAHLEDER, Helmuth: Chronik der Stadt München, Bd. 1: Herzogs- und Bürgerstadt. Die Jahre 1157-1505, München 1995.

    WEICHSELGARTNER, Carolin Renate: Kloster und Stadt. Das Angerkloster in München im Mittelalter, Geschichte im Kontext, Bd. 5, Remscheid 2004 (Diss. München 2001).

  7. Weitere Bestände des Klosters St. Jakob am Anger
  8. Aus dem Kloster St. Jakob am Anger befinden sich im Hauptstaatsarchiv auch eine Reihe von Kloster-Literalien (KL München Anger). Darunter sind überwiegend Kopialbücher, Urbare, Sal- und Gültbücher, also Wirtschaftsbücher, zu nennen; insbesonders das Ewiggeld- und Abgabenbuch von 1426 ist hier hervorzuheben (KL München Anger 9a) oder auch das Calendarium der Äbtissin Katharina Nußberger (KL München Anger 2).

    Daniel Russell; Dr. Silvia Strodel