Geschichte der Grafen von Wertheim von den ältesten bis zu ihrem Erlöschen im Mannsstamme im Jahre 1556, Nr. CCXXIV. , S. 385
Wir Margareth geborne grauin zu Werdthen. Nachdem in dem heyratt, so zwischen dem wolgepornen herrn Hein
350
riehen von Eysenburg, hrn. zu Grensaw, vnserm vertrautten liebenn herrn vnd gemahel, vnd vns andersstheils, vnder an- derm abgeredt, vnd bethaydingtt ist: dass vnss die wolge- pornen Wilhelm graff zu Eberstein, Wilhelm herr zu Lim- purg, dess Romischen reichs erbschenck, alss verordnete vormundt, dess wolgepornen Michaels grauen zu Wertheim, vnsers lieben bruders, drey taussendt gulden zu heurattgutt geben sollen, dargegen sollen wir vnss mit wissen vnd wil len dess obgenandten vnsers lieben herrn vnd gemahels, vnsers vätterlichen, mütterlichen vnd brüderlichen erbthailss, auch aller anderer erbfell, die wir biss vff heutt dato erleyt haben, verzeihen aussgenomen die forderung von vnserm anfrölichen gutt hernirendt, dieselbig forderung soll zu ge meiner freundtschafft vnderhandlung fürgenomen werden, dergleichen soll vnss auch vorbehalten sein, was vnss sons- ten ferner anersterben mochtt, nach göttlicher ordnung vnd leuff der natur, so wir dan beruertts vnsers heiratguts, der drei taussendt gulden wol benügtt vnd versichert, so haben wir mehr gemellt fralin Margareth, grauin zu Werdtheim vnser mitt gutter zeittig vorbetrachtung rath, vnserm gutten freundt, darzu vnser selbst vermufft gutten willen, recht wis sen, mitt gesundem leib vnd gemüth, frey, willig gantz vnd gar, vnbezwungen vnd mitt keiner geuärden hinderkommen, ohn argelist, mit willen wissen vnd vergnuden dess mehr gc- mellten herrn Hainrichen zu Eysenburg herrn zu Grennsaw vnser lieben herrn vnd gemahels, für vnss vnd alle vnser erben, rechtt vnd redlichen verziehen vnd begeben alles vnsers vätterlichen, mütterlichen vnd brüderlichen erbthailss, auch aller anderer erbfell, die wir biss auff heutt erleytt haben, keinen, dan wie ohgemellt isst, aussgenomen, bege ben vnd verzeihen vnss auch des alles, jetzt alssdan, vnd dan als jetztt, auss freiem willen vnd gemüth, vnd mitt recta ter wissen, in der besten vnd hochsten form, wie das vor allen leuthen, richtern vnd gerichten, am bestendigsten vnd krafftigsten geschehen soll kan vnd mag, in craflt diss brieffs, also dass wir oder vnser erben zu vnserm bruder graff Mi chaeln zu Werdtheim, vnd seinen erben angezeigter vnser erlayter erbfahl halbenn, weitter nitt dan wass wir vnss wie obstehet vorbehaltten haben, nimermehr, kein zugang, oder forderung haben, suchen noch gewinnen, vnd hiewider nitt lhun, weder mitt oder ohn rechtt geistlicher vnd weltlich, dan wir vnss des vnd aller geistlicher vnd welttlicher, vnd aller frey heitt, damit die ftauen, im rechtten begnadt sein,
351
wie man die namen oder heissen mochtt, hiewider zu ge- prauclien, verzigen vnd begeben haben, vnd thun dass also, hiemitt in crafft diss briefs, wie wir dan dass alles stcet vnd vest zu haltten, ein leiblichen ayde zu Gott geschworen ha ben. Vnd wir Heinrich herr zu Eissenburg vnd Grensaw bekennen offendtlich, das solcher obgemeltter verzigk vnser freundtlichen lieben vnd vertrauten gemahel, Margaretha grauin zu Werdtheim, mitt vnserm gutten wissen willen vnd Baissen, zugangen vnd geschehen ist, gereden vnd verspre chen auch für vnss vnd vnser erben bey vnser gutten, wahre treuwen hinwider nitt zu thun, noch schaffen gethan wer den , in der ausserhalb rechtts alle geuerde hierinnen auss geschlossen. Dess zu vrkundt haben wir vnser insigel an diesen verzig bitt obgemeltter vnsers vertraueten gemahelss, auch für vns selbst an disen brieff gehangen, vnd haben darzu wir frölein Margareth grauin, vnd wir Heinrich herr zu Eyssenburg, darzu erbetten die ehrwürdigen wolgepornen Wilhelm herrn zu Eyssenburg teutschordens commenthur zu Mcintz, Johann von Sain graff zu Wittstein, vnser liebe vet tern vnd schwager, das sie jr aigen insigell, auch an diesen brieff gehengk haben, doch jnen vnd irn erben obn schaden. Geschehen den andern tag des monatts Septembris nach Christi geburtt gezehltt funfftzehen hundert, vnd im drey vnd dreis- sigsten jahre.
ccxxv.
Gütliche Entscheidung in den Erbstreitigkeiten zwischen der Gräfin Martha von Castell mit den Vormün dern des Grafen Michel von Wertheim. 1536. Febr. 22.
Wir Karel herr zwe Lympurg des heil. Rom. reichs erb- schenckh vnd semperfrey etc. bekhennen offintlich mit dem brief, das wir die wolgeb. frauen Martha grevin Zue Wert heim vnd herren Wolffen graven zue Castell iren elichen curator an einem vnd Wilhelm grave zue Eberstein, Wilhel men herr zue Limpurg, des heil. Rom. reichs erbschenckh, vnd Barbara grevin zue Wertheim, geborne freyin zue Lim purg wittib etc. als verordente vormundt des wolgeb. Mi cheln, graven zue Wertheim, anders theils, vnser lieb vetter, schwager, mhum vnd gevatter, vff heut dato irer irvung,
352
forderung vnd anspruch halben, so berürte fraw Martha vnd grav Wolff von Castel ir ehlicher curator an berürte vor- mundt vnd iren pfleg- vnd sone, weilandt grave Michels zue Wertheim sel. gedachtnuss erbsehafft antreffent gethan, gegen Wirtzburg vertagt vnd bede theil als der, so solich irrung vnd vnainigkhait nit geren gesehen, gütlich verhört haben, in welicher verhöre frau Martha grevin von Wertheim vnd gedachter ir ehelicher curator grave Wolff von Castell ir ansprach fürbracht vnd begert haben, das wir die Wertheimischen vormundt dahin weisen wolten ir ir vät- terlich erbteil, on allen nachlass, weiland grave Michels irs schwchers vnd herrn vatters sel., zum dritten teil, als ainer vnverzigen tochter zue zuestellen vnd lenger nit vorzuehal- ten; dagegen aber die Wertheimischen vormundt angezeigt, das sie frau Martha vnd irem ehlichen curatori kheines wegs gestendig weren, das sie die von Castel ain vnverzigene tochter, sonder so were war (hatten auch deshalb den hey- ratbrief zue besichtigen), das frau Martha sampt irem eli- chen curator alles catterlicheu, muetterlkhen vnd bruderlichen erbteüs sich venigen hetlen. Item so hetten die graven von Wertheim ain verbrieffte versiegelte satzung vnd ordnung vndter inen lenger dan hundert jar gehabt, die vndter an dern mit claren worten iimhielt vnd vermöcht, das ainer gebornen grevin von Wertheim, so weltlich beratten vnd verheyrat würd, nit meher dan dreytausent gulden zu hei- ratguet solten gegeben vnd daruber weiter zue khainer erb schafft zugelassen, sonder also hindan gewisen werden. Weliche dreytausent gulden von dero von Castel auch ein- genomen worden weren. Item so were auch vndter graven vnd herrn im reich vnd sonderlich auch im lande zue Francken der gebrauch, das graven vnd herren ire töchter nit für erbtöchter, sonder für vertzigen, zue erhaltung der grav- vnd herrschaften vnd des mannlichen Stammes pflegten zu verheyratten, welichs auch bei den graven von Wertheim bisher geübt vnd gebreuchlich gehalten worden were, das die tochteren mit den sonen erbschaffthalb vber ir zubeschi- den heyratguet nit zue gelassen wurden oder werden solten. Zum dem vnd ob gleich die von Castel kheinen vertzigg ge than, dartzue die andern vrsachen nit vorhanden weren, dane noch so gepurttc ir so vill als ein dritteil an weiland grav- Michels erbschaft nit, dan ernanter grave Michel sel. hette verlassen ain eleibliche achwester, deren erbschafft er Cwo ftauen in der gravschafft Wertheim erben sollen) bis zu
353
sehn tod innegehabt vnd besessen. Darzue het er noch vier (•leibliche töchteren verlassen, darunder die ein trenUlich frau 'Martha graue Eberhards zue Erpachs ehegemahel die vor- mundt vor der pfaltz berürts erbfales halben auch rechtlich beclagt, derhalben inen als vormundt mit nichtc gelegen, sonder hoch beschwerlich were sich gegen dero von (.'as tel echtwas y.ue begeben. Über das alles, so were die grav- schafft mit sovil schulden vnd anforderungen beladen, das ire pfleg- vnd sone grave Michel von Wertheim zue be- zalung derselbigen jerlichen bis in die achtzehenhundert gulden nachbussen müsste, mit freuntlicher bit, das wir fraw Martha vnd ircn elichen curator von irem furnemen vnd angefengter rechtfertigung abzuestehen guetlich vermö gen woltcn. Den sie als vormundt fanden, so vil ir rath, das sie hit;iiMt>n nichts zue begeben hetten, aber von wegen obgenanter frauen Martha grevin zue Castel dagegen. nit ge standen, das sie sich ires ratterlichen vnd mütterlichen crb- falls rertzigen, noch das die gcborne grevin zue Wertheim allein mit dreytauseiU gulden aussgestcurt vnd damit von aller erb schafft hindan gewisen sein sollte. Dan zue dem, das sie nit gestunde, das es der gebrauch im landt zue Franckhen der- massen ain grevin von irer vatterlichen vnd muetterlichen erbschallt abzuweisen. Auch nit gestanden, das weiland grave Michel von Wertheim, ir herr vatter sel. seiner sehwe ster gut innen gehabt, oder ander töchter aüssgenomen die grevin von Erpach, ir liebe schwester, verlassen het, die der erbschallt vehig weren. Das aber die graveschaflt Wert heim vnd herschafft Breuberg durch iren herrn vatter sel. also wie angezeigt mit schulden belestiget, khontten sie gantz nit gestehn. Vnd derohalb begert, wie sie vor gebetten.
Wie wol wir nun nach genuegsamer verhöre allen vleiss fargewendt vnd vns bei den Wertheimischen vormundt be mühet vnd mittel vorgeschlagen vnd furnemblich darauf ge handelt haben, ob es inen erleidenlich were, das sie den von Castel für ir ansprach ain suma gelts geben, so haben wir doch solichs nicht erheben mögen, sonder ist vns von ine widerumb geanthwort worden, das die von Castel vertzi- gen were, so khüntten vnd wüssten sie auch, auss der gra- veschafft versiegelten satzung vnd ordnung auch langwirigen gebrauch nit zueschreitten oder dem selbigen zuegegen eth- was zue bewilligen vnd hierumb obgemelte Wertheimisehe vormundt frauen Marthen von Castel solichs antzuges vnd fargebens gar nit gestunden, mit bit nochmals bei dero von
V
354
Castel mkI irem elichen cnrator aines solichen zuerinneru vnd mit vleis zue handeln von irer vorderung güetlich zue stehen. Weltchs wir mit vleis bei frau Martha vnd irem elichen curator aber vergebenlich gehandelt. Vnd als wir befunden, das wir in der güt, mit wissenden augen nichts bei den partheien erheben mögen, hajien wir inen das mit tel fürgeschlagen, ob sie die sach mechtiglich zue vns stel len wolten, dergestalt, was wir zwischen inen in der güt, derhalb entschaiden würden, das sie zue beiden teilen dem selben, on ferrer aussczug, einrede, appellation, reduction oder restitution nachkomen vnd volgen wolten. Das haben bede theil also angenomen vnd mit handgebenden treuen zuegesagt. Was wir also in der güt zwischen inen spre chen würden, demselbigen on allen ausstzug getreulich also zue geleben vnd nach zuckhomen. Demnach entschaiden wir in der güt wie hernach volgt:
Vnd erstlich sprechen wir, das die Wertheimischen vor mundt frauen Martha vnd irem elichen curator grave Wolffen von Castel für ir ansprach, so sie berürts erbfals halben, es betreff lehen oder aigens nichts aussgenomen, gethan hat mit nachvolgendem beding vnd anhang nach dato dicz briefs vber ain jar zway tausent gulden an müntz landswerung zu Francken geben vnd bezallen sollen. Wo aber die Wertheimischen vormundt solich gelt alsdan zue bezallen nit also bar hetten oder vermochten, so sollen sie dieselben suma frauen Martha vnd irem elichen curator grave Wolflen vnd iren erben, alle die weil solichs vnbezalt were, jerlich das hundert mit fünff gulden bis vf ablösung vertzinsen vnd die aufschreibung des hauplgelts gedachte frau Martha von Castel hiezwischen dem dato vnd den nechst volgenden fünff jaren nit thun, aber nach aussgang der selbigen solichs zue beden teilen iren erben vnd nachkomen nach gewonheit des landes zue Franck- hen steen solle, also das ein jeder teil das vfschreiben zu jeder zeit doch allwes ein virtel jars vor dem zill zu thun macht habe. Auch ferner ob sach were, das grave Michel von Weitheim oder der mannlich stam der graven von Wert heim vber kurze oder lange zeit absterben oder abgehen würde, das alsdan die von Castel vnd ire erben vnverhindert diez vertrags vnd gesehene vbergab zue irer gebürender erb- schafft, wie sie vf heut dato gehabt haben, solten oder möch ten zuegelassen werden. Vnd damit sie aines solichen dester statlicher versichert seien, so soll je zue zeiten Hinem ampt- man zue Breuburg in sein pflicht gebunden werden, so sich
355
der füll obgezeigter gestalt zuetrueg, das er alsdan fraw Martha grevin zue Castel vnd ir erben, zu irem gebüren- den theil, zue Breuburg einlassen wolle. Es sollen auch als dan, wo also der mannlich stamm von Wertheim abgehen würd, von desselbigen letzsten graven von Wertheim erben vber die obgeschriben summ berürter von Castel vnd iren erben noch zwey tausent gulden von des selbigen aigen gut zu voraus gegeben werden. Wir sprechen auch, das dieser vaser sprach den Wertheimischen vormündtern oder irem pfleg- vnd sone vnd der graveschafft Wertheim an der sel bigen satzung, ordnung, erbainigung vnd gewonhait, auch sonst ausserhalb dieses vertrages in all andere wege onnach- leilig sein solle. Dagegen solle fraue Martha grevin von Castel mit willen ires eliehen curators grave Wolfen von Castel die fürgenomen rechtfertigung angezeigter vorderung halben vor dem Teutschen meister angefengt fallen lassen: darzne all ire erbgerechtigkhait vnd was sie zue der berürten erbschafft gerechtigkhait gehabt hat, berürtem graven Micheln von Wertheim vnd seinen erben sich derselbigen an irer stat zue gebrauchen, in ainer offen vbergab, die alsbalde begriffen wird am dato diesem brief gleich laut, versigelt vbergeben. Vnd zum leezten entscheiden wir, das berürte teil also irer irrung vnd forderung vnd was sich darundter verlauffen oder begeben hat, nichts aussgenomen, gentzlich gericht, gesonet vnd vertragen, auch guette schweger vnd freunde sein sollen, das auch khein teil dem andern solichs zue ewigen zeiten in argem oder vngutem nymermeher fur- werffen, andten oder aifern sollen on alle geverde. Der zue warem vrkunt haben wir Karl, herr zue Limpurg, des R. reichs erbsenckh vnd semperfrey dieser vertreg zwen gleichs lauts machen lassen, vnser insigel daran gehenkht vnd jeder parthey ainen zugestellt. Vnd wir Wolfgang grave vnd herr zue Castel vnd wir fraue Martha, geborne grevin zue Wert heim, sein eliche gemahel, vnd wir Wilhelm grave zue Eber stein, Wilhelm, herr zue Limpurg, des R. reichs erbschenkh semperfrey vnd Barbara grevin zue Wertheiin, wittib, be- khennen sonderlich zue diesem brief, das wir die sachen also mechtiglich zu vnserm vettern schwager vnd gevattem ob- gemelt, darinn zue sprechen, gestelt haben, gereden vnd ver sprechen auch bey vnsern waren treuen solichen entschiedt vnd Spruch in allen seinen puneten stet, vest vnd vnver- ruckht zue halten vnd darwider nymer melier zue thun oder schicken gethan werden, haben das zue zengnus nemblich
356
wir Wolf grave zue Castel vnd frau Martha sein eliche ge- mahel vnser aigen vnd wir die vormundt vnser gemayn in- sigel, so wir zue sachen der graveschafft Wertheim vnd die ser vnser vormundtschaflt samentlich gebrauchen an diesen brieff zue henkhen verfliegt, der geben ist vff dienstag Petri cathedra nach Cristi vns. lieb. herrn geb. im MDXXXVI jaren.
Urkunden Grafen von Wertheim, ed. Aschbach, 1843 (Google data) CCXXIV. , in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/Wertheim/d14bf1d0-6e2f-4bf1-ab5e-be69f710b209/charter>, accessed 2025-06-26+02:00
The Charter already exists in the choosen Collection
Please wait copying Charter, dialog will close at success