• Materielle Beschreibung: 
  Littera cum filo serico mit Papstnamen in Zierschrift, die Lombarden-Formen verfremdet, vergrösserter Initiale M(artinus) mit üppigen Aussparungen, mit überreich cadellenartig verzierten Schäften der langen "s" in der ersten Zeile und graphischen Fortsätzen bei der Initiale und vor allem über der Zierschrift. Der mittlere Schaft des "M" mit Aussparung einer gekrönten Säule, die auf die Familie Martins Bezug nimmt, der aus dem Hause Colonna stammte, sowie mit ausgesparten Lilien für Ludwig von Sizilien und dem ausgesparten Hermelin für die Bretagne für die Braut. Der Skriptorenvermerk auf der Plica mit Proto-Cadelluren wie bei den Schäften der langen "s".
• Stil und Einordnung: 
  Die Säule im Schaft nimmt auf die Familie Martins Bezug, der aus dem Hause Colonna stammt. Zusätzlich zu diesem gelegentlich auftretenden Motiv (siehe bei 1417 November 21) sind hier die beiden unzial gebogenen Seitenteile des M links mit den französischen Lilien bestreut und rechts mit dem bretonischen Hermilin bedeckt. Währned die Littera von 1417 deutlich abweicht, finden sich viele Parallelen bei einem anderen ebenfalls in Nantes bewahrten Stück (1424 März 23), das jedoch von Guilelmus de Callio mundiert wurde und nicht wie die hier vorliegende Urkunde von Johannes Symonis (Skriptorenvermerk auf der Plica).
  Zum Themenfeld "Historisierte Papsturkunden" siehe den entsprechenden Glossareintrag: https://www.monasterium.net/mom/index/IllUrkGlossar/HistorisiertePapsturkunden
  
  Dieser Vermerk und die Schäfte der langen "s" in der ersten Zeile sind mit bemerkenswertem Reichtum gestaltet, der ein Formenvokabular vorwegnimmt, das dann als "Cadellures" bekannt wird und Zierformen sowohl im Bereich des Urkundenwesens als auch der (Musik-)Handschriften prägen wird. Ob der hier tätige Skriptor, Johannes Symonis, der auch eine Karriere als Sänger und Komponist aufzuweisen hat (siehe unten), dabei eine prägende Rolle gespielt haben könnte, ob er vielleicht aus dem nordfranzösisch-flandrischen Raum stammen könnte (wie die Provenienz vermuten lassen könnte), muss noch untersucht werden.
  
  Dass er kreatives Potential aufweist machen die Tatsache, dass das die graphischen Fortsätze (Linienranken / Filigran) über der Zierschrift des Papstnamens in das Umfeld ausgreift und auch dass diese - (erstmals?) in der päpstlichen Kanzlei - Eichelformen zeigen (dieses Motiv sehr ähnlich bereits zwei Monate später [1425 März 26] beim Skriptor Bartholomeus de Puteo). Da dieser dieses Motiv 1428 Mai 28 wiederholt, mag einiges dafür sprechen, in diesem Skriptor den Inventor dieses Motives in der päpstlichen Kanzlei zu vermuten.
• Martin Roland

• Krafft, Monumentum, 2022, S. 174 (Vollzitat in Zotero): https://books.google.at/books?id=EhSmEAAAQBAJ=PA153
• https://archives.loire-atlantique.fr/jcms/chercher/archives-numerisees/actes-et-deliberations/tresor-des-chartes-des-ducs-de-bretagne/tresor-des-chartes-fr-t1_6166?portal=c_5110: ganz unten in das Suchfeld "Rechercher dans cet inventaire" die Signatur "E 37-8" eingeben.
• https://archinoe.fr/v2/ark:/42067/fa7a7947cd88f8b5ca8df6e14caeaea9 (recto)
• https://archinoe.fr/v2/ark:/42067/452991a57278c621878a4ce7807aef05 (recto mit aufgeklappter Plica, links)
• https://archinoe.fr/v2/ark:/42067/fa14b50d724608223b36551a0e1f2960 (recto mit aufgeklappter Plica, rechts)
• https://archinoe.fr/v2/ark:/42067/61c49e4ff776c0dd70dcfaab8879bddd (verso)

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