Charter: Illuminierte Urkunden 1360-05-03_Nuernberg
Signature: 1360-05-03_Nuernberg
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1360-05-03, Avignon und Nürnberg (Ausstattung)
Bischofsammelindulgenz
(20 Siegler) für das Beinhaus und den Allerseelenaltar in St. Sebald in
Nürnberg:Die Bischöfe Raphael von Arkadi (Archadiensis), FranziskusLapsacensis [nicht identifiziert, fehlt bei Eubel], Gerardus von Ario (Arrigensis), AlbertusSurmanensis [nicht identifiziert, fehlt bei Eubel], Lazarus von Butrinto (Botrociensis), Johannes von Veglia (Veglegensis), Johannes von Kerry (Agitonensis), Andreas von Balezo (Balazensis), Petrus von Cagli (Calligencis), Nitardus von Tortiboli (Tartopolensis; mit Thermopolyae verwechselt), Avancius von Xanthi (Sanxensis), Johannes von Thermopylae (Tarmopolensis; mit Tortiboli verwechselt), FranziskusHuroensis (nicht identifiziert), Johannes von Curland (Curoensis; müsste laut Eubel 220 schon tot sein), Johannes von Kammin (Carminensis), Bertoldus von Sizebolu (Cisopolensis), Augustinus von Siliwri (Salubriensis), Philipp von [...] und Richardus von Athyra (Naturensis) erteilen all jenen einen Ablass von 40 Tagen (misericorditer in Domino relaxamus), die den in der Diözese Bamberg gelegenen Allerseelenaltar und das ebendort befindliche Beinhaus [unter dem Turm?] in der Kirche St. Sebald in Nürnberg (ad ergastulum vel ad altare ibidem, quod est consecratum in honore omnium animarum sub turri in ecclesia sancti Seboldi in Nurenberch, Babenbergensis dyocesis) an bestimmten Festtagen und – soweit gegeben – in der jeweiligen Oktav reumütig und nach Ablegung der Beichte besuchen und dort Morgen- und Abendmessen oder welchen Messfeierlichkeiten auch immer beiwohnen, und zwar an allen Festen der Patrone dieses Altars und dieses Beinhauses, zu Weihnachten, zu den Festen der Beschneidung und der Erscheinung des Herrn, in der Fastenzeit, am Karfreitag, in der gesamten Woche (in totam ebdomadam) nach dem Osternsonntag, am Montag, Dienstag und Mittwoch nach dem 5. Sonntag nach Ostern (diebus rogacionum), zu Christi Himmelfahrt, Pfingsten, am Dreifaltigkeitstag, zu Fronleichnam, am Kreuzauffindungstag, am Kreuzerhöhungstag, am Feiertag des heiligen Erzengels Michael, an allen Marienfeiertagen, zu den Festen der Geburt und der Enthauptung des heiligen Johannes des Täufers, am Peter- und Paulstag, zu allen Apostel- und Evangelistenfesten, an den Feiertagen der vier Kirchenväter und der 24 seniorum, zu Allerheiligen, zu Allerseelen, am Weihetag des Beinhauses und des Altars, an den Feiertagen des heiligen Stephan, des heiligen Laurenz, des heiligen Thomas, des heiligen Silvester, des heiligen Urban, des heiligen Erasmus, des heiligen Vitus und seiner Gefährten, des heiligen Kilian und seiner Gefährten, des heiligen Bonifatius und seiner Gefährten, des heiligen Albanus, des heiligen Vinzenz, des heiligen Valentinus, des heiligen Marcellus, des heiligen Felix, des heiligen Innocenz, des heiligen Sebastian, des heiligen Fabian, des heiligen Mauricius und seiner Gefährten, des heiligen Cyriacus und seiner Gefährten, der 10 000 Märtyrer, des heiligen Georg, der vier Gekrönten, der vier schlafenden [Märtyrer], des heiligen Remigius und seiner Gefährten, des heiligen Dionysius und seiner Gefährten, des heiligen Martin, des heiligen Brictius, des heiligen Nikolaus, des heiligen Gregor, des heiligen Hiob, des heiligen Ulrich, des heiligen Severin, des heiligen Burkhard, des heiligen Gumbert, des heiligen Benedikt, des heiligen Sebald, des heiligen Heinrich, des heiligen Maternus, des heiligen Valerius, des heiligen Eucharius, des heiligen Otto, des heiligen Egidius, des heiligen Pirmin, des heiligen Clemens, des heiligen Nicasius, des heiligen Sigismund, des heiligen Leonhard, des heiligen Erhard, des heiligen Blasius, des heiligen Sixtus, des heiligen Willibald, des heiligen Wenzel, des heiligen Franziskus, des heiligen Antonius, des heiligen Dominikus, des heiligen Bernhard, der heiligen Maria Magdalena, der heiligen Margarete, der heiligen Katharina, der heiligen Barbara, der heiligen Dorothea, der heiligen Afra, der heiligen Walburga, der heiligen Elisabeth, der heiligen Scholastika, der heiligen Clara, der heiligen Agathe, der heiligen Lucia, der heiligen Odilia, der heiligen Kunegunde, der heiligen Gertrude, der heiligen Ursula, der heiligen Appolonia, der heiligen Cäcilia, der heiligen Brigitte, der heiligen Prisca, der heiligen Agnes, der 11 000 Jungfrauen sowie an allen Sonntagen und Samstagen im ganzen Jahr. Weiters wird all jenen Ablass gewährt, die den Friedhof des genannten Beinhauses [!] umschreiten und dabei für die Verstorbenen beten, die den Priester beim Versehgang begleiten, die beim Abendläuten mit gebeugten Knien drei Ave Maria beten, die für den Bau, die Beleuchtung und die sonstige Ausstattung des Beinhauses oder des Altars aufkommen, die denselben entweder testamentarisch oder auf anderen Wegen Gold-, Silber- oder Kleidungsspenden bzw. andere Notwendigkeiten zukommen lassen sowie jenen, die für die Gesundheit des [nicht namentlich benannten] Bamberger Bischofs, des Nürnberger Bürgers Seifried Maurer, Impetrator der vorliegenden Indulgenz und provisor des genannten Beinhauses, für die Seele von dessen Frau und für dessen Kinder und für die Gesundheit des Priesters Ulrich Weylerius, den Boten dieser Urkunde, beten sowie für die, die dessen Messen die von ihm geleiteten Stundengebete hören, und ausserdem für jene, die für die Seelen aller vorher genannten Personen Gebet sprechen, wenn diese verstorben sind.
Markus Gneiss
Source Regest:
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
Current repository:
Nürnberg, Staatsarchiv, Rst. Nürnberg, Nr. 1050
20 Siegelschnüre, Siegel teilweise noch erhalten (soweit auch Bild ersichlich).
Material: Pergament
Dimensions: 50 (height) x 73 (width) cm
- notes extra sigillum:
- Auf der Plica rechts ein Vermerk (auf dem Bild nur schwer lesbar), kein Bild der Rückseite vorhanden.





- Materielle Beschreibung:
Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz: Historisierte Initiale U(niversis) zu Textbeginn, zwischen den Wörtern der ersten Zeile drei Heiligenfiguren. Vier weitere vergrösserte Initialen in der ersten Zeile. Der Rand mit einer Weinblattranke gefüllt. - Elfzeilige historisierte Initiale zu Textbeginn: mit der Feder gezeichnet und koloriert. Im Binnenfeld eine Schutzmantelmadonna, die nackte Seelen unter ihrem Mantel birgt. In der ersten Zeile in den Spatien Sebaldus stehend als Pilger mit dem Kirchenmodell in der Linken, in der Mitte Petrus mit Schlüssel und Buch sowie ganz rechts Leonhard als Benediktinerabt mit Kette. Zwischen den Figuren je eine kleine Silhouette-Blattranke, der Rest des Randes, auch an den Seiten, ausgefüllt mit einer spiraligen Weinranke mit Trauben.
- Stil und Einordnung:
Sowohl die Initiale, die Initialen der ersten Zeile als auch die Randdekoration sind am Empfängerort ausgeführt worden (Dekoration beim Empfänger). - Seit der letzten, bisher bekannten Indulgenz mit Illumierungen der Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen, 1348 März 5 für das Heilig-Geist-Spital in Nürnberg muss man annehmen, dass die Werkstatt ihre Tätigkeit – vielleicht wegen der wütenden Pest – eingestellt hat. Deshalb mussten die Bittsteller ihre Indulgenzen anderswo illuminieren lassen. Die Indulgenz für Nürnberg hat den Sitz des Papstes als unilluminierte Avignoner Bischofsammelindulgenz verlassen. Die vergrösserten Initialen sind vom Schreiber mit den Kreuzblüten vorgezeichnet worden.
- Die Zusammenstellung von Pfändtner, Nürnberger
Miniaturmalerei, 2004, dokumentiert, wie wenig bisher zur Buchmalerei
in der Reichsstadt während des 14. Jahrhunderts bekannt war. Pfändtner verwies
unter anderem auf 1362 ausgestellte Urkunden, deren Stil freilich bloss zeit- und
regionaltypische Stilparallelen aufweisen.
Der hier tätige Maler hat auch die Indulgenz 1360 für Immeldorf und drei Bischofeinzelablässe für St. Martha in Nürnberg, eine stiftung der Familie Waldstromer (1363 Mai 25, 1366 November 19 und 1367 Mai 1), illuminiert. Dem Maler, der sicher nicht zur ersten Riege der Nürnberger Kunst gehört, hat mit der Weinranke eine ungewöhnliche Dekoration geschaffen; in der Kirche in Händen des Sebald möchte man die tatsächliche Kirche mit ihrer Doppelturmfassade sogar wiedererkennen, zumal der gotische Chor ja erst projektiert, nicht aber gebaut war (Baubeginn 1361).
1360 Mai 6 gestattete Bischof Leopold von Bamberg einen Grundstückstausch im Osten des Friedhofs von St. Sebald (Nürnberg, Staatsarchiv, St. Sebald, Nr. 96; Hoffmann, Sebalduskirche, 1912, S. 49 und Anm. 21). Dies diente offensichtlich demselben Zweck wie der vorliegende Ablass, nämlich die bauliche Erweiterung des bestehenden Baues der Sebaldkirche nach Osten zu fördern. Der Ablass stellte offenbar neben seiner vordergründigen Funktion auch so etwas wie eine "Entschädigung" für Familien dar, deren Angehörige nun in die Kapelle unter dem Turm transferiert wurden. - Gabriele Bartz, Martin Roland
Mentions:
- Auskunft von Robert Suckale.
- Hoffmann,Sebalduskirche, 1912, S. 49, Anm. 21; 218f., Nr. 28. (Volltitel auf Zotero)
- Seibold, Sammelindulgenzen, 2001, Anm. 567, S. 217, Anm. 2201. (Volltitel auf Zotero)
- Weilandt, Sebalduskirche, 2007, S. 67, 140, Abb. 120, 689f. (Volltitel auf Zotero)
- Bilderpracht und Seelenheil, 2019, S. 52f. (Gabriele Bartz), 98-101 (Markus Hörsch), 111-113 (Martin Roland), 159, 164-166 (Nr. C 4: Gabriele Bartz, Markus Gneiss). (Volltitel auf Zotero)
Comment
Arenga (Incipit): Splendor paterni luminis ... .Von der Anzahl der Heiligentage und den genannten Heiligen her ist diese
Indulgenz mit dem vom gleichen Schreiber stammenden Sammelablass für Immeldorf (1360) vergleichbar, das Diktat wird jedoch
vor allem in Hinblick auf die Ablassgelegenheit des Gebets für bestimmte genannte
Personen erweitert. Bemerkenswert ist, dass in diesem Zusammenhang nicht nur der
Impetrator der Indulgenz – Seifried Maurer, seit 1357 Kirchenpfleger der Kirche St.
Sebald –, sondern auch der Bote der Urkunde, der Pfarrer von St. Sebald, genannt wird.
Zu Seifried Maurer vgl. Weilandt, Sebalduskirche, 2007, S. 687–689.
Markus Gneiss
Places
- Avignon und Nürnberg (Ausstattung)
- Type: Ausstellungsort
- Bayern
- Type: Region
- Deutschland
- Type: Region
- Frankreich (Kurie)
- Type: Region
- Nürnberg
- Type: Empfängerort
Persons
- Albertus
- Andreas von Balezo
- Augustinus von Siliwri
- Avancius von Xanthi
- Bertoldus von Sizebolu
- Franziskus
- Gerardus von Ario
- Johannes von Thermopylae
- Johannes von Veglia
- Johannes von Kerry
- Johannes von Curland
- Johannes von Kammin
- Lazarus von Butrinto
- Nitardus von Tortiboli
- Petrus von Cagli
- Raphael von Arkadi
- Richardus von Athyra
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N1: Initials
- N1: historiated
- N1: Borders
- N1: with Additional Colours
- N1: drawn
- Illurk-Urkundenart:
- Bischofsammelindulgenz
- Glossary of illuminated charters (in German):
- Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz
- Dekoration beim Empfänger
- Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen
- Unilluminierte Avignoner Bischofsammelindulgenz
- Zeichner der kreisförmigen U-Initiale
Illuminierte Urkunden 1360-05-03_Nuernberg, in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/IlluminierteUrkunden/1360-05-03_Nuernberg/charter>, accessed 2025-05-03+02:00
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