Charter: Illuminierte Urkunden 1337-08-03_Goettweig
Signature: 1337-08-03_Goettweig
This charter is an interpretation of :
GoettweigOSB/1337_VIII_03
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1337-08-03, Avignon
Bischofsammelindulgenz (12 Aussteller) für den Margaretenaltar im Stift Göttweig:Die Bischöfe Jordanus von Bobbio (Bobiensis), Bernardus von Ganos (Gayensis), Jakob von Avlona (Vallona), Alamannus von Soana (Suanensis), Sergius von Pola (Pollensis), Dominik von Pera (Perensis), Nikolaus von Nezero (Nazariensis), Petrus von Monte Marano (Montismarani), Raimundus von Kotor (Catharensis), Johannes von Vregen (Bregerensis), Petrus von Cagli (Calliensis), Andreas von Coron (Coronensis) erteilen all jenen einen Ablass von 40 Tagen (misericorditer in Domino relaxamus), die den Margaretenaltar des in der Diözese Passau gelegenen Klosters Göttweig (altare situm in monasterio Kotwig [...] fundatum in honore sancte Margarete) an bestimmten Festtagen und – soweit gegeben – in der jeweiligen Oktav reumütig und nach Ablegung der Beichte besuchen und dort Morgen- oder Abendmessen oder welchen Messfeierlichkeiten auch immer beiwohnen, und zwar am Festtag der Patronin des Altars, am Tag seiner Weihe, zu Weihnachten, zu den Festen der Beschneidung und der Erscheinung des Herrn, am Karfreitag, zu Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten, Dreifaltigkeitstag, Fronleichnam, am Kreuzauffindungstag, am Kreuzerhöhungstag, an allen Marienfeiertagen, an allen Feiertagen des heiligen Johannes des Täufers, am Peter- und Paulstag, zu allen Apostel- und Evangelistenfesten, heiligen Stephan, des heiligen Laurenz, des heiligen Martin, des heiligen Nikolaus, des heiligen Gregor, des heiligen Ambrosius, des heiligen Hieronymus, der heiligen Maria Magdalena, der heiligen Katharina, der heiligen Magarethe, der heiligen Cäcilia, der heiligen Lucia, der heiligen Agnes, der heiligen Agathe, zu Allerheiligen, zu Allerseelen und an allen Sonntagen. Weiters wird all jenen Ablass gewährt, die den Priester beim Versehgang begleiten, die beim Abendläuten drei Ave-Maria beten, die für den Bau, die Beleuchtung oder die sonstige Ausstattung des Altars aufkommen, die dem Altar entweder testamentarisch oder auf anderen Wegen Gold-, Silber- oder Kleidungsspenden zukommen lassen und die für die Seelen des Stifters dieses Altars, den Edelknecht Siegfried Löchler, und für dessen Mutter (Sifridi dicti Locher armigeri ac matris eius) und Verwandte drei Vater-Unser sowie drei Ave-Maria beten und an den Jahrtagsfeierlichkeiten teilnehmen.
Markus Gneiss
Source Regest:
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
Current repository:
Göttweig, Stiftsarchiv, Urk.-Nr. 397
12 Seidenschnüre noch erhalten, ebenso wie Reste einzelner Siegel (rotes Wachs).
- notes extra sigillum:
- Arenga (Incipit): Splendor paterne glorie ... .
Vermerke (Rückseite, 14. Jahrhundert): Ad altare sancti Margarete. Item a duodecim episcopis a quodlibet XL dies.
- Arenga (Incipit): Splendor paterne glorie ... .



- Materielle Beschreibung:
Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz: Initiale U(niversis) zu Textbeginn, die drei weiteren Initialen der ersten Zeile mit aus den farbigen Binnenfeldern ausgesparten Blattmotiven; die Initialen im Textblock mit farbig ausgemalten Binnenfeldern. - Sieben Zeilen hohe, weit über die erste Zeile hinausragende historisierte Initiale: mit der Feder gezeichnet und mit Deckfarben in Rot, Grün, Lila, Hellocker und Braun koloriert. Im Binnenfeld gekrönte stehende Madonna mit Kind vor einfachem Mustergrund, linker Buchstabenschaft mit Heiliger mit Märtyrerpalme (wohl Margarete) vor monochromem Grund und rechts kniender Petent vor monochromem Grund. Die Zwickel des Initialfeldes monochrom gefüllt.
- Die Initiale ist so platziert, dass das Binnenfeld links am Rand des Schriftspiegels endet. An den Seiten und oben ist noch eine Linierung zu erkennen, die einen möglichen Rahmen vorbereitet (Rahmentyp).
- Stil und Einordnung:
Anstelle des mittlerweile gängigen Rahmentyps wurde mit der illuminierten U-Initiale die einfachste und sicher preiswerteste Form der Illuminierung gewählt. Die zunächst mit dünner Feder vorgezeichnete Initiale wird im Ablass für Göttweig links gar nicht mehr nachgezeichnet und das Bildfeld nahezu rechteckig gegeben, sodass die Lesbarkeit als Buchstabe beinah aufgegeben ist. Der Bildschmuck der Initiale hingegen wirkt eher wie ein Triptychon. Ähnliches konnte man z. B. bei 1337 Mai 18 für Krumbach beobachten. - Anhand des Patroziniums für den Altar, für den der Ablass gewährt wurde, ist klar, dass es sich bei der links dargestellten Heiligen um Margarete handeln muss. Ihr Attribut freilich, der Drache, der sie verschlang und aus dessen Rücken sie durch inständiges Gebet wieder herauskam, ist nicht zu sehen.
- Seit 1329, dem Beginn der ikonographischen Diversifizierung bei der Illuminierung der Avignoner Sammelablässe, sind Patroziniumsheilige häufiger als Sujet für die illuminierte Initiale verwendet worden, Margarete findet sich z. B. 1332 November 2 für Niederlana mit dem Drachen. Bei anderer Kopfhaltung stimmt der Körper der Figur mit dieser Heiligen überein.
- Der kniende Beter rechts ist in einer Kleidung gegeben, die man eher bei einem Mönch angemessen empfinden würde; nur der üppige Haarschopf gibt zu erkennen, dass es sich um einen Laien handeln wird, der anhand des Texts als Siegfried Löchler zu bezeichnen ist. Seine Mutter allerdings, die dort auch erwähnt wird, ist nicht gezeigt.
- Die Blickbeziehung der Dargestellten hat als gelungen zu gelten: Der Beter wendet sich nicht direkt an die stehende Gottesmutter, sondern zu Margarete, die ihn huldvoll, eine Hand angehoben, anblickt. Sie stellt so augenfällig die Fürbitte bei Maria und schliesslich Christus sicher.
- Es gibt eine kopiale Überlieferung (mit Kopie des Buchschmucks) in: Göttweig, StiB, Cod. 895 (rot) Hartmann Dückelmann, Kopiale Überlieferung div. Quellen im Stift, fol. 232r (siehe Abb. 3). Es gibt auch von den Brüdern Grimm eine kopiale Überlieferung eines Sammelablasses [mit Vera Ikon] von 1350 Mai 28 für Helmstedt.
- Martin Roland, Gabriele Bartz
Mentions:
- Erben, Bittschriften und Ablaßurkunden, 1923, S. 183, Nr. 27. (Volltitel auf Zotero)
- Delehaye, 45, 1927, S. 336. (Volltitel auf Zotero)
- Fuchs, Göttweig 1, 1901, S. 373, Nr. 397. (Volltitel auf Zotero)
- http://www.monasterium.net/mom/AT-StiAG/GoettweigOSB/1337_VIII_03/charter
- Ausst.-Kat. Zeit der frühen Habsburger 1979, S. 382f. (Kat.-Nr. 154: Gregor Lechner; mit Abb. [Detail]). (Volltitel auf Zotero)
- 900 Jahre Stift Göttweig, 1983, S. 26f. (Kat.-Nr. 16: Christine Tropper; mit Abb.). (Volltitel auf Zotero)
Comment
Die Stiftung des in der Urkunde angesprochenen Jahrtages am Margaretenaltar durch Siegfried Lochler ist erst 11 Jahre später urkundlich überliefert. Im Jahre 1348 kaufen die Brüder Hartwig und Siegfried Löchler vom Kloster um 100 Pfund Wiener Pfennige eine Gülte von 8 Pfund Pfennigen zu Rührsdorf und Gösing (Ruegstof, Goeznich), welche sie jedoch sofort wieder an das Kloster Göttweig zurückgeben und zusammen mit weitern 4 Pfund 30 Pfennigen einen Jahrtag am Margaretenaltar stiften. Die Begünstigung des Margaretenaltars lässt sich vor allem dadurch erklären, dass die Eltern der Brüder – Hartwig (der Ältere) und Gertude – vor demselben bestattet sind, wie aus der Urkunde hervorgeht. Der Margaretenaltar wurde durch die Familie Löchler also wohl als Familiengrabstätte gestiftet. Im Jahr der Ausstellung der Ablassurkunde (1337) dürfte die Mutter Siegfrieds, Getrude, jedenfalls noch am Leben gewesen sein. Vgl. für diese Urkunde StiA Göttweig sub dato (1348 Mai 31, http://monasterium.net/mom/AT-StiAG/GoettweigOSB/1348_V_31/charter). Für das Siegel der Brüder Löchler vgl. eine Urkunde vom 12. März 1342, ebenfalls StiA Göttweig sub dato (http://monasterium.net/mom/AT-StiAG/GoettweigOSB/1342_III_12/charter).Markus Gneiss
Places
- Avignon
- Type: Ausstellungsort
- Frankreich (Kurie)
- Type: Region
- Göttweig
- Type: Empfängerort
- Niederösterreich
- Type: Region
- Österreich
- Type: Region
Persons
- Alamannus von Soana
- Andreas von Coron
- Bernardus von Ganos
- Dominik von Pera
- Jakob von Avlona
- Johannes von Vregen
- Jordanus von Bobbio
- Nikolaus von Nezero
- Petrus von Cagli
- Petrus von Monte Marano
- Raimundus von Kotor
- Sergius von Pola
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N1: historiated
- N1: Initials
- N1: with Additional Colours
- N1: painted
- Illurk-Urkundenart:
- Bischofsammelindulgenz
- Glossary of illuminated charters (in German):
- Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz
- Rahmentyp
- Ikonographische Diversifizierung
Illuminierte Urkunden 1337-08-03_Goettweig, in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/IlluminierteUrkunden/1337-08-03_Goettweig/charter>, accessed 2025-05-02+02:00
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