Avignoner Bischofssammelindulgenz, bei der der Rand links, oben und rechts von einer Bildleiste umgeben ist. Bisher nachweisbar 1332-1347.

Die U-Initiale wird dabei als linkes Eckmotiv einbezogen. Erstes, bisher bekanntes Beispiel ist 1332 Oktober 15 für Lahnstein, gleich danach 1333 Dezember 20 für Freiberg (Sachsen). Doch scheint die Indulgenz für 1328 Juni 7 für Zoutleeuw, bei der unterhalb der Initiale mit einer Christusbüste ein Bildfeld mit einem Bischof und darunter ein kniender Petent erscheint, darauf hinzuweisen, dass das erhaltene Material nicht die eigentliche Entwicklung wiederspiegelt, sondern schon früher mit diesem Layout experimentiert wurde. Die Aufteilung der Bildfelder ist von Anfang an nahezu kanonisch: Links unterhalb der Initiale ein Bildfeld, oberhalb der Initiale oft genug ein Bordürenstreifen, um die U-Initiale in den Bildstreifen zu integrieren. Der obere Bildstreifen besteht meist aus drei Feldern, in denen häufig Christus flankiert von Peter und Paul als Büsten dargestellt werden, rechts am Rand schliesslich ist Variation möglich: Entweder zwei Felder (z. B. 1332 November 2 für Niederlana) oder nur eines, das dann oft mit einer Spitzarkade überfangen wird (z. B. 1334 November 10 für Halberstadt).
Eine Sonderform, die von der Textillumination abrückt und nur einen Bildstreifen, noch immer mit grossem Bildfeld links in der Ecke, verwendet, begegnet erstmals 1333 Februar 23 für das Johannesstift in Osnabrück. Eine Sonderlösung stellt 1335 Juli 5 für Kloster Zeven) dar, wo eine Miniatur anstelle der U-Initiale erscheint und am Rand aussen runde Medaillons gemalt sind (vgl. auch Blattrankentyp).
Offenbar war es möglich aus dem Kanon der den Textspiegel umgreifenden Bildfelder wie aus einem Baukasten zu wählen, so dass in der Folge auch einzelne Bildfelder am Rand erscheinen (ein besonders auffälliges Beispiel ist 1333 Mai 31 für Kloster Schildesche). Häufig ist noch die Linierung am Rand zu erkennen, die wohl standardmässig angebracht wurde, um einen Bildstreifen am Rand problemlos anbringen zu können. Neben den exquisiteren Varianten des Rahmentyps existieren aber auch weiterhin die einfachen Urkunden mit nur einer Illuminierung im Binnenfeld der U-Initiale.
Wie man auch am Beharren bei der Illuminierung der U-Initiale bei zunehmendem abzubildendem Personal erkennen kann, wo ein Bildfeld unabhängig vom Text mehr Möglichkeiten geboten hätte (Layout), bleibt die Integration der U-Initiale in den Bildstreifen lange Zeit ein Problem. Erst in den 1440er Jahren, vielleicht durch einen neuen Mitarbeiter, der sich nicht so stark an die dort entwickelten Traditionen gebunden fühlt, gelingt es mit 1342 Jänner 2 für Fröndenberg und 1342 März 22 für Maaseik den rahmenden Bildstreifen, der nun wie eine Reihe von Fenstern oder Nischen gestaltet ist, von der Initiale zu lösen. Die Initiale bleibt sehr gross, ist aber vollständig, wie bei einer Buchseite, in den Textspiegel eingelassen.
Auch dieser Dekorationstyp wird noch verwendet, obwohl der neuere Blattrankentyp schon in Gebrauch ist.
Gabriele Bartz
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