Philipp der Großmütige - Landgraf von Hessen, I^ro. 2. , S. 367
Wir Philipps von« gottes genaden Landtgrave zu Hessen Orave zu Catzenelnpogen, Dietz, Ziggenhain und Nidda, Be« kennen und thun lunth öffentlich für uns unser erben und nachkommen Fürsten zu Hessen vor meniglichen> mit dissem
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unser«, fürstlichen brieff. Nachdem wir in bissen leisten ge< geilten mit anligenden hertzlichen und cnstlichen gemute und mitleyden gesehen zu Hertzen gefurt und bedacht haben, das heylsame bewerte gotselige und frepe kunsten und sprachen Stu» dia und Faculteten (dero zu erhaltung gemeines nit allein zeit» lichen sonder auch cnstlichen nutzes und Regiments nit zum geringsten theil von notten sein will) in gegenwertigen geschwin» den und seltzamen leufften in mehr ortten bei dem einfeltigen und unverstendigen Layen dermassen und so hoch in unwerdt und sicherlich abkommen gefallen, und noch on« ablassen leg- lich fallen thuen, das man auch alle bewerte kunsten Bücher und Gelerte mit wurtz außgerott und enweg genommen gern sehen wolle, Also das auch derhalben zu besorgen, auch nicht nehers noch gewissers, dan das dieselbig in wenig kunfftigen Iaren, so inen mit zeitlichem statlichem Rathe und vortheil nicht hilff beschicht, von tag zu tag mehr und mehr in abftll zuletst in unwidderpringlich Verderben wachsen und kommen mochten. Alles gemeinen christlichen und zeitlichen nutze Glau» ben und einigkeit nit zu geringem Nachteil. Dan was unver» meydenlichen und unwidderpringlichen schadens und Verderbens die abkommenden «tuäi» nachkommender Gemeiner Christenheit alsdan also geperen, wer einem, iglichen verstendigen, so dem auffgangen Evangelio von hertzen wol will, leichtlich zu er« messen, Und gewißlich so wir die heylsamen »tuäi» kunsten und sprachen (die uns Got jtzt zu unfern leisten gezeitten zu» gleich sampt seinem gnadenreichen wort so gewaltig widderumb hat erscheinen lassen) verachten, unachtparlich zergeen, das Ed« delgestein und« die fues kommen lassen, oder dieselben danck» parlich und wie man sagt mit begegnenden Henden und fues« sen nit uffnemen, werdet sie der Her ungezweiffelt als von den unwirdigen undanckparn und Verächtern mit pillichen Zorn uns zu verderplichem Nachteil widderumb erfordern uffheben und «nweg nemen, und mit denselben zugleich auch das doch mehr ist sein lebendig allein seligmachend Evangelion mit dem er dan gewonlichen alwege: wie auch itzt: gute kunsten und spra» chen als ein notturfftige Zugehore pflegt zuzesenden, unge« zweiffelt zu heill den danckparn, den undanckparn aber und Verächtern Izu gepurlicher verdinrer straff domit die blinden, wie die fchrisst meldet, blindt und die unreinen für und für un» rein und besteckt pleiben.
Dennach und domit dan also allerley IrtKumb Ketzerey und mißbrauch nit gewaltiger widderumb dan bishee» einreissen
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und überfallen, uns großer» schaden dan hievor nmals zufu» gen, und der letst Irthumb wie die schrifft sagt erger, dan der erst werde. So haben wir sollichem allem furzukommen des vordern Iars mit zeitlichem statlichem Rathe zur eere got- tes, gemeiner Christenhait besonderlich unser« Furstenchumb Landen und Leuchen (denen wir zum besten vorzusteen von gott verordenet) zu gutte, in der Stadt Marpurgk neben der Bibliothec uff unserm Schlos daselbst, auch ein loblich univer, sal Studium furgenommen, und uffnchten lassen, dasselbiä mit treffelich gelerten und hocherfarn «lootorn, so wir die al lenthalben Inner und außerhalbe unserer lande beromptest ha» ben bekommen und an uns pringen mögen, zu besetzen, und nuhn hinfuro mit treffelichen Impens Costen und Stipendielt von den Clostergutern unserer Furstenchumb eerlich und we» senlich zu underhalten haben bestellen und fundiren laßen, do» mit christenliche und andere heylsame gutte leren uff allerley weise zu dinst und lob dem der sie geben hat, und zur liebe des nehesten gevraucht und getrieben, auch die Iugent, die doch sonst«» zu lern und guten Künsten soll und muß ange halten werden, in gots forcht, Thugende und guten Künsten uffgezogen wurde, auch der ursach domit meniglich sehen und erkennen konth das wir nit der meynung (wie wir durch etlich ungutlich beschuldigt werden mochten, das wir durch das gnaden» reich Evangellon so zu unsern Zeitten durch gnaden Gottes so gewaltiglich herfurpricht und im schwanck geeht, derhalben alle ander «tuäi» sollen und wolten umbgestoßen niddergelegt und abgethan haben, Diweil wir aber gesehen das sollich unser »tu6iuni bey gegenwertigen ungetrewen geschwinden leuffte» dorin andere Universiteten als vor Augen in abnemen und gute Künsten und »tuäi» in gar noch geringem Vortheyl und arbait nit wol in wesen und uffnemen zepringen, haben wir uns sampt den hochgelehrten unsern Rechen und andern lie»' ben getrewen derhalben gemeinlich berathschlagt, die fachen not- turfftiglich erwegt zuletst in Rath funden, für notwendig nutz und gut angesehen, auch zu uffbringung derselben lein ander weg noch mittel bedencken mögen, den das wir sollich unser 8tu«iiuln zu Marpurgk und desselben zugewanten (dero wir also aus erzelten und andern hochwichtigen Ursachen und unvermeydlicher nottursst kcins wegs entratten können noch mögen) mit besondern furtreffenlichen vortheil prerogativen Pri vilegien Gnaden und Freyhaiten von unsern geistlichen Lehen prebenden Beneficien Sacerdotien und Clostergutern, so wir
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allenthalben ,'nn unfern sietten und flecken unserer Fürsten» thumb und Graveschafften haben (die wir gemeiner unser landt» schafft und universiter zu gut aus dem unchristlichen und er- gerlichen mißprauch, dorin sie wie man weyst, bisheer gestaw den, in ein christlicher» geprauch gewant haben) gnediglich be gaben und begnaden ließen, wie irir dann das auch alspalt also gethan und derhalben mit statlichem vorgeenden Rathe zu Uffurung unser universitet, auch besser «Haltung beder Christ lichen und zeitlichen nutzes Gemelter unser Universitet Mar- purg und gemeinlich derselben Rectorn, Decanis, Doctoribus, Conventoribus, Ordinariis, Pedagogis, Studenten, Schulern und andern derselben zugewanthen unnd inmatriculirten Glid« Massen wer oder welche die yederzeit Hochs oder mittels standts sein werden mit freyen guten willen wolbedachten sinnen und müthen nachfolgende Gnad Voriheil Freihait und Privilegien gnediglich gethan, zugestelt und verschrieben, und thun das ytzo hiemit guter wissen wolbedachtlich für uns unser erben und nachkommende Fürsten an der Landtgraveschafft zu Hessen mit crafft biß brieffs, inmassen nachgeschrieben stehet.
Vom ersten. Und domit dan die Iugennd desto meher lust, neygung und anregung sich an sollich unser 8tu<lium zu begeben, und d« altern ire Kinder desto getroster und mit ge ringsten uncosten »ä stulli» zehalten und zu verlegen hetten. Auch derhalb nymand ferner als uff andern universiteten bis heer gemeinlich bescheen beschwerdt wurde, haben wir für gut angesehen und verordnet, das hinfuro alle und ye,de unser «änctores, or«lili»rii, Pi-electore» auch ander Amptleuth und gemeine dienern an gemelter universitet und yeder besonder mit benanten treffenlichen und erlichcn Stipendien und besol» dünge von unsern Closter Renten und gutern, die wir zu Unterhaltung der Universitet aus allen unser Landtschafft wie gemelt in einen gemeinen Kasten haben pnngen lassen, jerlich und eins yden Iars besonder oder von einer quatertemper zur andern, gewißlich bey unserm Obervogt gemelter Closter zu ha ben und zu entpfaen aus fürstlicher miltigleit versehen und underhalten werden sollen, Alles inhalt und nach vermöge der Register und unserer bevelchs gemeltem unserm Obervogt der. halben zugestelt. Wir wollen auch das mit denselbigen Sti pendien laut gemelts unscrs bevelchs also >bestend»glich,fur und für gefarn und inhalt der Register gehalten werde.
Zum andern. So n ollen wir auch das alle und yede Studenten, Schulern der Collegien und Pedagogii zu Mar»
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purgl und sonst meniglich so zu studiren neygung hat von den gemelten unfern vnetoribu» HI»xi«tri8 Vr6in2rii8 und Pre> lectorn alle und yede Prelectiones ordinarias, hinnach erzelet, vergebenlich und one einich Ire vergelten besuchen und anho ben sollen und mögen, Und sollen an gemelter Universitet an» fengklich zu einem anheben in allen und yeden k»cult»lil»u» »rtit,U8 und iin^ui« nachgemelte antzal äoetnrn und Profes sor« wie gemalt uff etlich Iar gehalten und folgendts für And für durch unser und unser Gelerten Rath und gut beduncken beglich mehr und mehr in besser wesen spracht werden. ' - -
^so/oLi. Erstlich zwen Theologen so uns beromptest gelertest'und aller 'bequemest angegeben und wir bekommen wer» den mogenn, welche nun für und für di« Bucher alten und newen TestalnMs nach auslegung der heiligen schriffr lautet «nd nnvermengt frembder' lere und turtzlich dermassen le sen, predigen und leren sollen, damit was zu bewegung des gemeinen mens Widder die Oberkait oder sondere Personen in Irrung zu füren Ursach geben mocht, wie das dan Gottliche Schrift selbs und Kayserlicher Majeftet unsers allergnedigsten «Herrn jüngster Speyristher absthidt vermögen, keins wegs ge> -spurt noch' gefurt werde, und «eben denselben unser« Theolo gen sollet zugleich auch etlich christliche und gelerte'Prediger pfarner und Cooperarii unserit ui<dernthan und Studenten zu "Marpurgk teglich drey stund «d«ir so offt bequeme und gelegen sein will, das genadenreich wort gottes uff weis und inmassen itzt gemelt'i^ gewonlicher pfarküchem z^ü verkünden gehalten -werden, wie den unfern undertha« und Gemeine zu ' Mar» pnrgk di^selßen nuhn etlich Iar her olle M ztt halten gepflegt
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^«»-,«/,e«i5. Es sollen auchlzunr che'niMeft dsey gelev« °ver Iuristewso in Theorica und Practt'cÄ b^roniptest zu'öekom- niew des'otts underhalten werden, domit die aiiditores juris Neben der practic unsers'Heiffgeiichts teglich drey stund ili rech'. <en nimlich- vor- Mittuttag Znstitutiones Imperatörias und Nach mittentag Onäicem ^U8tini»ni sampt den Buchern p»nä«et»- lum oder sisse8toruin haben und hören möge«. - ' ^
blecke«'. Item In kacultate meäie^ ein äoetor der den Schulern neben der Physic und unser Apoteck Aphyrismos und andere Bucher Hipocratis, Galeni und ^vieenae nach einander interpretiren wurdet.
, ^l«F««s eto. In IinFui8 Erstlich linxua Kel»r»io, «in ge. schickt« und berumpter Heb reus, welcher sampt der hebrai«
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schen Gramatic fut und für auch l»idli» nebre» furnemlich p8»1terimu ä»viäi», proverbi» 8»Iomoni« und ander erlesen
Authores vor Händen haben und lesen solle.
Item in iinFu» ßree», Ein gelerter Grecus, der erst» lich Grammatica, volgents Homeri Hesiodi Aristophanis Theo» criti und andere o^»er» für und für treiben solle, Item in lateinischer sprach und den freyen Künsten, anfengtlich in 3te» thorica oder Oratoria zwen Oratores, welche oper», Nl. 17. tüceronis, ?. tzuintili»ni und anderer die sie yedesmalS für die besten ansehn werden fürnemen sollen. Item ein «li»- leetieu« sampt einem pni1<,«<»plio, welche Hristntelein in n»- <ur»lil>u« und 6« ßeuer»tione »nim»Iiun» ^Iex»n6rmn Hol.ro- «!i«euni, 1oz>i«:» Oiceroni», <3eurZ>i l'iÄpeLNntii, 3l»rti»n. O»pe!l«, ^Arieole und anderer äialeetie» und i>«ltur»Ii» für» haben und leren sollen. Item einen Poeten, der VirZi- iium Hlarnnem, llorotium?llloeum, k. ^erentiun,, Uviliiunl ^i»«uneui, I^uc»nuln und andere dergleichen preleßiren solle. Item ein Historie« s, der zu bequemen Zeiten nach einan» der Titum Livium, Cajum Cesarem, ValerilM Maximum, Crispum Salustium, Iustinum, Lucium Florum, Paulum Orosium, Q. Curtium, Suetonium Tranquill. Cprnelium Ta- citum und andere bewerte glaupwirdige historiographos lere,» und lesen solle. Item in Astronomiq, ein Mathemali» cus der die Bücher Elementorum Euclidis Megarensis, Astro» nomicon Higinii ^), Uj»u8 8pericum Ioannis de Sacrobu» sto ^) und dergleichen docirn soll. — Item ein K<amm<iz. ti'cuH, der preceptiones <3r»mnl»ti<)»« ?ri««:l»ni: I)iome6j»: krobi: und anderer 6r»n,l»»tio» onn underlaß peben und treyben solle. Unnd damit an gemelten unserm Studio sovil zu anfurung underwerßung und uffziehung der Iugendt von notten, in keinen theilen Mangel erscheinen mocht, haben wir daselbst auch ein wesenlich und nützlich Pedagogium instituire» und dasselb wie mit gelerten und Erbarn prelectorn also auch mit den nutzlichsten und bequemest«« lectionibuö und auctori«
*) Hierunter ist de« Hyginus (eines Alexandriners «der Spanier«) lurz vor Chr. <A geschriebene poetische Astronomie oder dichte» rische Darstellung der Sternbilder, besonders nach Eiatosthenel abgefaßt, zu verstehen. . "
^) Opus 8glii>e>'!«liln ^o1»»nni» 6« 8»cf<»l>o»<:n seigentlich IIuI!«- bnnä genannt^ (-s 1256), dessen Werk zu Venedig 1H99 un» zu Wittenberg 1531 gedruckt wurde, und dessen Kommentator li»u- ««««u Leee» 1Z2? auf dem Scheiterhaufen starb.
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bus verschen lassen, und sollen an demsclbigen Pedagogio zum, wenigsten zwen gelerte Maqistri, so die Jugend in Gramma« ticis, Dialecticis, Rethoricis und Musicis preceptionibus vleis» sig und getrewlich instituirn, vor und sur> von gemelten unfern Clostergutern gehalten werden, Die sollen also des tags zum wenigsten vier stundt mit der Iugendt in guter Disciplin und underweisung zupringen, und nemlich under andern Lueulic» Virgilii, Epistolas Horatii, Heroidas Ovidii, Dialectica und Rethorica Melanchtonis, Aritmetica und principia numeran» di, Institutiones musicas, Artisicium ennäen«Iorum tum c»r- miuum tum epi«to1»run» et i<l genu« reli«jn» »»«««««ivi» lioi-18 Interpretiren und vorlesen, Und nach mittentag Do« nati Grammatica, Terentii Comedias Ciceronis Epistolas fa« miliar. Institution«», Quintiliani lit», 1. Erasmi com'»« »t«zn« «olln^uMilinFUÄrunl ßreekle gt^uelleKi L!«:»« rulliment», klr»iu- n»»tit:»e i»tin»e in«titutione« ete. Und damit die Iugendt zu yeden Zeitten, mit dem sie ingenium erercitiren und anFrin« gen, haben möge wollen wir das sie durch die preceptores leg« lich in boni» »utnnriku« so sie wie gemelt anhören, alle stundt repetitiones zu thun angehalten werde, sich auch in i-ntion« »erideuäoruln czrminum und epistolarum vleissig yeben und damit sie «2nen6i »rtem desto leichtevvon tag zu tag mehr inbilden, sollen inen exempl» muzioe« geistliche und sonst züchtige c»rmi- y2 sich darin zu erercitiren in tnduli« depingirt und furg«« schrieben werden, uff maßen und wie das alles gemelter Fa« cultet Rectores Decani und prelectores yederzeit zum beste» und nutzlichsten bedencken und angeben werden.
tH,//e^««,^u,« /»/-e/sc<»'. Und nachdem wir gemelter uns« universitet und derselben zugewanten aus besondern gnaden zwey Heuser dero ains 2<l 1>llnum gelegen hievor die äamini- «»«tri bewont haben, das ander so etwan die franciscaner in« gehapt an Barfüßer porten gelegen ist für collegia dorm zu lesen und zu wonen gnediglich verordent und gegeben haben, so wollen wir in denselbigen Collegien und Ir yedem besonder zwen collegiaten, dero einer ynner dem'Collegio und der an« der ausserhalben wonen solle, von unfern und unfern Closter gutern halten lassen, welche inn Iren Collegien uff das sich die studenten dorm erlich züchtig fridsam und wol hallen auch irn Studiis anligen, ernstlich uffsehens und zeitlich visitütio« nes haben und halten sollen, wie das die Statuta gemelter Universitet Marpurgk hieneben auch zugestellt, ferners Inhalts wollen und ausweisen. Es sollen auch die Collegien dermassen ». R«««,I'» Ulk. Bl. 23
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gepaut, zugericht, in baw und wcsen gchalten werden, domit in denselben nun hinführe die hieoor und nachgemelte unser Stipendiaten und Studenten Desgleichen auch in einem yden ein Collegiat wie obsteet und ein prepositus oder Probst mit Haushaltung wonen und dieselben unsere Stipendiaten und studenten bey sich inn Costung halten möge,
Stipendiaten. Zum dritten. Und nachdem wir nuhn sollich unser Studium gemelter Massen nit mit geringen ussge- wanthen Ccsten in allen Faculteten und sprachen mit allerley treffelich gelerten mennern notturftiglich und wesenlich besaht und darzu gesehen, das es nun furter an schulern nit an le- rern feelen wollen, Haben wir die fach welchermassen Ir In dem fall zu ratten sein mocht erwogen, notturfftiglich bedacht und uns zulelst entlich entschlossen, Auch keinen andern oder «ehern weg, mit dem derselben zu helffen, finden noch be< dencken mugen, darzu auch für notwendig nutz und gut an gesehen, das wir zugleich auch etliche Schüler oder Studenten allhier verlegen und underhalten, und dieselben mit jerlichen Stipendien »<i 8tu6i» ziehen und kauffen liessen, domit wir wie gemelt Christlichem nutze und gemeiner unser Landtschafft zum besten, Gelerte geschickte und Gotsforchtige leuth Prediger und Amptleuth (dero zu erhaltung gemeines Christlichen und weltlichen fridens schwerlich zu entratten) In unfern Landen von tag zu tag zu tag pfiantzen und ussziehen mögen. Und derhalben mit zeitigem Rath unser und der gedachten unser Reihe statlichen Vorbetrachtung aus allen und yeden unsern Steten und Flecken nach gelegnen fachen und einer yeden ver mögen, Ein anzal unser geistlichen Lehen und beneficien nun furo zu underhaltung etlicher Stipendiaten verordnen geben und folgen lassen, vermöge der Register und unser fürstlichen Mandaten an gemelte unser Stett und Flecken derhalben aus gangen ^), Und solle also ein yde Stadt oder Fleck so durch dasselb uxser Mandat derhalben wie gemelt beschrieben ist, so baldt der Benefitienn, so wir bey Inen haben, eins oder mehr leddig und vacirn werden Ir angemast und zugeschrieben an zal Personen (So sy yderzeit ausser Ire burger und nachpaurs Kinden, die arm, frumb, und erbars wandels und von Inen hirzu für geschickt angesehen sein, erwelen sollen) unserm Rec-
») Siehe hessische LandesOrdn. Th. 1. S. SS.
ton zu tNjlrpurgk unverzüglich presentirn, der soll alsdan sampt seinen zugeordenten facultatis artium decano und consiliariis solliche Personen eigentlich und nach notturfft e^aminun und erforschen, ob sie zu stidirn geschickt tuglich und dinlich oder nit seien, die. ^«schickten admittirn, die undinlichen verwerffen, und denjhenigen Stellen., von denen sie geschickt widderumb zuschicken, dagegen jdesmals mit zuschreibung der Ursachen, an der verworffenen Stat andere und geschicktere Personen zuze» schicken begeren, Das solle auch also mit den angenommen Sti» pendiaten nachdem sie ein zeitlang zu marpurgt stuyirt haben, durch Ire Preceptores oder die obern gemelter Universiter eins Iden Iars oder so offt vonnotten sein will, gescheen und ge» halten werden und solle alsdan also ein yd'er Stipendiat bey sollichem Stipendio doruff er Stipendiirt ist (sover er sich da. bey vleissig fruntlich «rlich und woil beweist) Sibcn Iar lang die «ehesten, nach einander zu marpurgk studirn und plcyben mugen, Es were dan fach das der oder dieselben mjtler weil durch uns und unser beoelchaber an ein ander ortt als zu pfarren predicaturn Schulen oder ander ende wie nachgemclt geordent wurden, und nach Verscheinung derselben Iar solle alsdan allwegen ein anderer so darzu wie oblaut für geschick» lest angesehen, aus denselben Statt oder Flecke,, an des ab» gestanden Stipendiaten statt zugeschickt eraminiri undgemelter Massen admittirt werden, Es begebe sich dan das die Facultet oder die Obern an der Unioersitet denselben Stipendiaten in Bedacht seins gehaptenn vleis oder ander ehehafft Ursache» an« gesehen Itzt bestimpte Iar prorogirn und weither von sollichen Stipendien zu stuoirn vergönnen wurden, und solle also einem yeden Stipendiaten Ierlich und jdes Iars besonder so er in studio ist, fünfzehn gülden von dem Lehen doruff er Stipcn» diiri ist gewißlich und one uffhalcen volgen und bezalt wer» denn, die wir aus bewegenden Ursachen dermaß und nit hoher noch weiter haben stellen und anschlagen wollen, domit sich die Süpendiate» übriger gesclschafft, zutrinckens, Spiels, Bulens und anderer Untugend denen die Jugend ohne das geneigt ist, desto bas zu enthalten und Irn studus desto vleissiger und geruiger auszuwarien hetten, Es sollen auch die gemelte unsere lehen und benefitien allenthalben dohin gericht wer» den, das dieselben und ir Ades angeregte summa gclts vol« liglich ertragen mögen, Oder so derselben eins oder mehr sol» lich summa gelts nit erreichen wurde, so solle alsdan alwegen noch «in oder mehr lehen addirt und uff denselbigen Stiz'««
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diäten auch gewandt werden, Immer so lang und vil man davon bcstimpt« Summa gelts uff gemelte Stipendiaten vol« liglich gehaben magk, Wir wollen auch das unsere Keller Rent meister Rentschreiber Schultheis Bevelchaber und Verwesern bey Inenn allenthalben In unser« Stellen und Flecken wie wir Inen dan das In obangezeigten unfern Vl«n<I»ten auch besonder« bevelch gethan, an unser statt und von unser wegen vleissig uffsehen haben unnd «»fugen, domit dermassen von den gemelten unfern Venefitien so jtzt oder hynach vacirn mochten solliche Summa gelts zu underhaltung der Stipendiaten jerlich «ngeweigert und one uffhalten gericht und bezalt werde, Wol len auch sovil möglich selbs dorob und doran sein, schaffen und verordnen, das sollich unser lehen Benefitien und Stipendia für und für bestendiglich gehalten, jn wesen sein und pleiben mögen. So wollen wir auch In mitler weyl alle und yede unser liebe genewen und underthan vonn der Ritterschafft und gemeinen burgern so Beneficia die nit pfarren sein zu confen- ren haben mit allerley furgewenthen christlichen Ursachen zum besten dahin bewegen lassen, das sie dieselben gemellermassen auch leihen und dergleichen Stipendien»? davon an unserin studio z« marpurg zustudiren uffrichten sollen, Und Inen do- gegcn vergönnen zulassen und bewilligen, ob yhr etliche wern die damit und davon Irn Kinden oder freunden furschen wet ten, das solliche Stipendia alsdan denselben also davon ge- melter Massen zu studirn die obgemeltc anzall Iare und nit furo noch lcnger zugelassen und verlihen sollen werden, Es were dan sache das Inen nach Verscheinung der siben Iar die obern an der Universitet weither zeit wie obstett vergönnen wurden. Es solle auch ein Recier oder Decan gemelter U»i« versitet all« und yede unser Stett Flecken Edeln oder burgern, so durch obgemclr« unser fürstliche brieff Stipendiaten zuhalten zuzeschicken beschriben seien zusampt der zugeschickten Stipendia ten namen besonderlich usszeichnen und registnren lassen, do- Mit man voraus ydcomals ob solliche Stett, Flecken, Edcln oder burgern Ir angemast anzall Stipendiaten, vermöge der selben Mandat also verordnet>und zugeschickt, oder nit grunt- lich wissen mögen haben, wie dan ein Decanus Artium das also thun und In dem ydeimals sein vleissig uffseheus ha ben sol.
/V«emillu. s. w. Zum v i-fdton, und domit dan die Iuqendt wie gcmelt dcstomehr lust und neygung zustudiren, Auch d« altern Ir« Kinder desto getroster und leicht« ,<l ßtu.
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sl» zuhalten httten, haben mit wir gnaden verschafft und ver« «rdent, Schaffen und verordnen auch Itzt hiemit rechter wis sen und furbetrachtung das die Studenten und Stipendiaten so dermassen bey geMelter unser univerfitet Marpurgk vleissig und wol studirt, sich redlich Und wesenlich gehalten hetten, gu» ter Vernunfft Kunst und Erbarkeit weren, und von der Ober» lait so für geschickt, frumb und tuglich angesehen, zu belonung Irer studien lere und dorunder gehabter vleis muhe und ar« bait, auch widderlegung Ire^ uffgewenthen Costen allenthalben In unfern Stetten stecken und dorffern unserer Furstenthuni zu Predigern lerern Pfarern- Schulmeistern und Amptverwal» tern vor andern sollen promovirt und genommen werden, Auch davon soverr und so lang sie sich mit leer und guten wandel eerlich cristlich fruncklich und weil bezeigen Ir zimlich und ge- purlich underhaltung haben und dieselb zeit also wie gemelt und nit furo noch linger dabey unvertriben pleiben und ge« lassen werden.
Et'fflspraebenden. Zum fünfften, Und zu noch me- rer anzeigung widderlegung-und erftattung Irer Studien muhe unnd arbait haben wir für gut angesehen das bebe unser hohe Stifft Cassel und Rodenbergt furo allerding unzertrennt und unverruckt gehalten werden, das auch dieselben unsere, unser universitet und landtschafft Doctores Ltttores PferNer Prediger und Schulmeister so wie gemeli vleissig und wol studirt docirt und promovirt, sich die Zeit Ires lebens frumbklich wesenlich und unclaqpar gehalten, nun erlebt und betagt, alters oder sonst unvermoglichait halber der Kirchen und Gemeind further nit mehr dienen, predigen lesen, oder arbaiten konthen, noch mochten, uff gemelier unser Stifft einen gein Cassel oder Ro- denberg sollen uff und angenommen werden, domit sie so es der Her also schicket der Ortt die Zeit Ires lebens voller un- derhaloung gehaben, und sich domit so es yhe besser nit sein konth vorm Bettelstab verhüten mochten. >>
Geistliche Lehe^n. Zum sechsten, Lassen wir auch hie mit zu und vergönnen, das; alle dieIhenigen, so in unfern furstenthumben oder Graveschafften geistliche lehen hetten, Es weren (lannüici Pastores oder sonst Beneficiati, die zu mar purgk studiren wolten, aller und Jeder Irer prebenden und Beneficien fructus Nutzung und Inkommens Inn aller- Massen als ob sie residirten und die lehen In eigener personn persehen, haben, innehmen nutzen und messen mögen, >' "'<
Iurisdictio. Zum sibenden und über das M«^, S»
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lassen wir gemrlter unftr Universitet zu besonder« gnaden hie» mit zu und bewilligen das ein yder zur Zeit Rector In all« und yd« der Universitet Glidmassen Simplifem Jurisdiction««»,, wie sich In recht gepuret haben, yeben und prauchen soll«, .. Zollfrepheit. Zum achten vergönnen wir auch das al» les das chenig so der gemelten Universitet und derselben Inver» leipten Glidmassen zugehörig durch unsere Furstenthumb und Graoeschafften zollfrey gehalten werde. ^ -,- i i^i.! ', : Abgabenfrcyheit u. s. w. Zum neunten das auch all« und yede der gemelten Universitet Ingeleipte Membra und Glid» Massen so sich zu Marpurgt halten, daselbst lesen und studiren und nit bürgerliche gewerb« oder Handel treiben wurden, von bur» gerlichen und persönlichen beschwerden, Heerzugen und gemei« nen Schätzungen erleddiget und befreiet sein sollen, Allain aus» gescheiden so ymandt burger und schospare guter daselbst Im Burgerrechten zu Marpurgk ligen hette, die soll er wie andere burger daselbst dem geprauch nach verstehen und versteuren.
-Tische!, Fnm zehenden. Und domit der Arme, so von seinem patrimonio stattlich und nach notturfft nit zu zeren und zestudiren sich mit desto geringerem zuunderhalten het, die Reichen zugleich und die Armen, an unserm Studio pley» ben mögen, So wollen wir bey den Vögten oder Probsten ge» melker unser Collegien bestellen und verfugen lassen, das In denselben unsern Collegien dreyerley tisch oder Costunge für die Studenten nach eins yden vermögen sollen gehalten wer» den, Und nemlich von dem ersten die Costgenger alwegen zu dreien Wochen für die Costung ein gülden, von dem andern in ,,vier Wochen ein gulde», und von dem dritten In sechs Wochen für gedrängt und costung ein gülden geben,
Zum eilften Und uff das Solliches also desto stall,'» cher und besser uffgericht gehalten und volnzogen werden muge, haben wir denn gemelten Poiqten und Prepositen unser Colle» gien nachfolgende gnad vortheil und freyhait gethan und thun das hiemit Nemlich das denselben und Ir yeden besonder ein anzall weins, so sie zu Ir Irer Cest^enossen und Inwonern der Collegien notturfft bedorssen sonder ungelt zukaufen und zuverschcncken nachgelassen, Inen auch brennholtz Inmassen den Clostern bisher gegeben ist, ausser dem wald auch gegeben werde.
Zum zwolfften, So solle auch unsern Lectoribus und Collegiatis> der Universitet so ausserhalb des Collegii Ire Wo» nungen hetten für sich und zu Irer Haushaltung sonder Un» gelt Wem.zekaMe^, u»d ,zehi»'<ten zugelassen sein doch das
sollichs" so' elner Mein Infauffen wurde yebesmals' unfern be» velchabern ungözeigt werde,
Zum dreyzehenden. Wollen wir auch die Oecono« mos gemclter Collegien mitler weil zur notturft an de^orti tcn es bedorffen wurdet und >m'r sehen angeleget sein, mit eft was mehr gelt und hoher besoldung versehen lassen, davor! zu underhÄtuiig der Studenten Stuben, Bett/ und and« nottursft ^«bestellen, ... ', .->
Zum virzehenden Wollen wir über das alles vleiß ha. ben und^Inn ar^ait'fieen für das gemelt unser Studium von Kayserlichei,^ Maustet unserm allergnedigsten Hern Fundatron Und Privilegia ad gradus promovcndi u. f. w. zu erlangm In tröstlicher Hoffnung das solle demselben unserm Studio nit wenig furderlich und beholffen sein, ' ' ' ^ LllUvesodrigKiti Zu letsttn Und bogegeN solle sich die gemelt unser llniversitet und derselben Ingeleipw und zugehörigen Rectores, Ordinarien, Doctores, Magistri und Studenten samenilich und Ir yder besonder ydeßmals In un« fern gepotten un»d verpotten gewertig und gehorsam halten. Ausserhalb unser kein ander ordentlich Oberkait suchen noch ha» ben, uns wie ander unsere zugewante getrewe sein, unser« frommen furdern und schaden bests Vermögens warnen und verhütten, lein newerung Faction oder Secten besonderlich die Cristliche wort und glauben entgegen, Oder sonst zerruttung oder Uffregung widder cristliche einigkeit und gemeine fridden gepern machen, aussuchten noch leren, Wie dan das ein yder angehender Rector an gemelter Universitet Marpurgk uns oder an unser stadt und von unser» wegen unsern bevelchabern und nachvolgendls alle und yede andere Profeßores und Schulern uns und demselben unserm Rectori von unser wegen Inmassen obsteet schuldig und gepurlich gehorsam zu leysten anloben, u„o ad Sancta Dei Evangelia schweren sollen, dan so sie das also wie gemelt verprechen und nit halten werden welchs wir uns doch nit versehen, Sollen sie sich selbst domit aller obgeschrib. ner und anderer Irer Privilegien Gnaden unnd Freyhaiten gentzlich und zumal mit eigner thadt entsetzt und privirt ha« ben, «ie wir sie auch Itzt hiemit im selbigen fall derselbigen allerding privirt und entsetzt dieselben von Inen alsdan uffge- haben und benommen haben wollen, Soverr sie sich aber an uns wie gemelt Cristlich gehorsamlich und getrewlich halten und bezeigen, wollen wir vleis haben die offtgemelt unser Umversi: tet Marpurgk von tag zu tag mehr und mehr auch mit an»
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der« bessern und notturfftigern Privilegien Gnaden und Frey« halten zu bedencken und zu begnaden Inmassen wir das Ider» zeit sampt unfern Gelerten Reihen ^u erhaltung der Universl« tet auch uffziehung verstendiger und wie gemelt Gottseliger leuth Prediger und Regenten zu furderung gemeines Christlichen nutzes für notwendig nutz und gut ansehen und erkennen wer» den, alles und yedes obgemelt getrewlich und ungeverlich. Und dem allen alsdan so sie sich wie Itzt gemelt halten bey fürst« lichen Eeren und wirden also nachzukommen, zuhalten, und gehalten werden zu verschaffen, haben wir zu urtundt offtge« melter unser Universitet Marpurgk und derselben Rectorn, Doctorn, Lectorn, und Studenten gegenwertiqe Freyhaitsver« schreibung mit unserm fürstlichem Secret Ingesiggel versiggelt. Geben uff Dinstag den letzten tag des Monats Augusti nach Cristi unsers Hern gepurt gezelt tusent fünf hundert neun und zwantzig Iar. ./"-
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Philipp der Großmütige - Landgraf von Hessen, ed. Rommel, 1830 (Google data) I^ro. 2. , in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/PhilippDerGrossmuethige/0da76364-591c-4595-b0ba-a8950a35c252/charter>, accessed 2025-05-04+02:00
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