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Charter: Illuminierte Urkunden - Wappenbriefe 1355-05-25_Venedig
Signature: 1355-05-25_Venedig

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1355-05-25_Venedig

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1355-05-25, Pisa (Pisis)
Wappenbrief: Kaiser Karl IV. ernennt Giacomo di Santa Croce aus Padua zum Familiaren und verleiht ihm ein Wappen:
Kaiser Karl IV. ernennt, macht und erhebt (dicimus et nominamus, facimus, constituimus) den honorabilisGiacomo di Santa Croce aus Padua (Jacobo de Sancta Croce de Padua), Doktor der Rechte, kaiserlicher Rat, für die Werke, die der adeligen Seele des Empfängers entspringen und die auch den kaiserlichen Großmut nähren, zum kaiserlichen Familiaren und bestimmt (volumus), dass der Empfänger und alle Erben alle Ehren, Rechte, Freiheiten, Immunitäten, Privilegien und Gnaden am Hof und außerhalb (universis et singulis honoribus, iuribus, libertatibus, immunitatibus, privilegiis et graciis realibus et personalibus in aula imperiali et extra ubicunque locorum) sowie alle militärischen Ehren, Titel und Privilegien (fascibus, titulis et privilegiis militaribus) genießen dürfen. Der Begünstigte darf sich fortan als Adeliger (virum nobilem et militarem de nobile genere) in allen adeligen und militärischen Übungen, Taten und Angelegenheiten (in omnibus et singulis exerciciis, actibus et studiis nobilibus et militaribus) nennen, wie es andere Adelige tun, mit dem Recht, sich mit allen Ehren und Würden zum Hauptmann, Podestà, Rektor und in öffentliche Ämter wählen zu lassen (capitaneatus, potestates, rectores et officia secularia ... eligi valeant et assumi). Außerdem darf der Empfänger fortan ein Wappen (signum armature) führen, wie es in der Urkunde farbig eingemalt ist (designate sive depicte), nämlich in Silber einen roten, goldgekrönten, die Schildränder berührenden und von einer goldenen Linie durchzogenen Löwen (in cuius quidem clipei campo per totum albo leo integer coloris rubei elevatus in sursum, habens coronam in capite de colore flaveo et lineam transversalem coloris similiter flavei per medium corporis, fines extremitatum clipei predicti tangentem). Wer immer ihn daran hindert, dem droht kaiserliche Ungnade sowie eine Strafe von hundert Mark lötigen Goldes (indignacionem nostram imperialem et penam centum marcarum auri puri).
Zeugen: der venerabilisErzbischof Johannes von Pisa (Johannes archiepiscopus Pisanus), Bischof Johannes von Olmütz (Johannes Olomocensis), Bischof Gerhard von Speyer (Gerhardus Spirensis), Bischof Markhard von Augsburg (Marquardus Augustensis), Bischof Philipp von Philippus, der Wltriamis, der illustrisMarkgraf Johannes von Montferrat (Johannes marchio Montifferati), die Herzöge Nikolaus (Nicolaus) von Opavie und Bolko von Falkenberg (Bolko Falkenbergensis), außerdem die spectabiles Burggrafen Johannes von Nürnberg (Johannes Nurembergensis) und Burkhard von Magdeburg (Burghardus Magdeburgensis burgravii), die Grafen Johannes von Retz (Johannes de Recz) und Albert von Anhalt (Albertus de Anhalt comites) sowie die nobilesPfalzgraf Fencius de Prato, Hascho de Swerticz und Buscho de Wilhertitz, dem magister der kaiserlichen Kammer. Rekogniert durch Bischof Johannes von Leitomischl (Johannes dei gracia Luthomuschlensis EpiscopusErzkanzler Erzbischof Gerlach von Gerlach von (Mainz (Gerlaci Moguntinensis archiepiscopus Daniel Maier
Daniel Maier
Source Regest: FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
 

Original
Current repository
Venedig, Fondazione Giorgio Cini, Inv.-Nr. 2042

Material: Pergament


    Graphics: 
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    • Materielle Beschreibung: 
      Die Zeilen 19–28 sind durch zwei ausgesparte Felder unterbrochen. Das rechte beinhaltet das der Privilegienform entsprechende kaiserliche Monogramm – die älteren Wappenbriefe waren in weniger feierlicher Form beurkundet worden –, das linke, unregelmässig geformte, beinhaltet ein Bildfeld, das unmittelbar an eine Initiale (symmetrisches unziales M) erinnert:
    • Rechts thront der Kaiser, links kniet der als Jurist rotgewandete Empfänger, der einen überdimensionierten Wappenschild hochhält, der vom Kaiser bestätigend berührt wird. Zentral angeordnet ein unregelmäßiges Bildfeld, dessen Form und Rahmung an eine wohl vorbildhafte Initiale erinnert. Im „Binnenfeld“ der thronende Kaiser rechts und links der kniende Empfänger, der sein Wappen (stehender Löwe) hält; der Kaiser berührt bestätigend das Wappen.
    • Textbeginn mit vergrösserter tintenfarbiger Initiale I(n nomine); der Buchstabenkörper kopfstempelförmig gespalten.
    • Stil und Einordnung: 
      Zur herausragenden Stellung der Urkunde trägt massgeblich die Qualität der Malerei bei.
    • Die Miniatur stellt eine höchst gelungene Synthese aus der Darstellung der Übergabe (vgl. die Urkunden Kaiser Ludwigs des Bayern) und der deutlich erkennbaren Wiedergabe der heraldisch relevanten Teile des Wappens dar, wie es jene Briefe gewährleisten, bei denen nur das Wappen gezeigt wird.
    • Ulrike Bauer-Eberhardt hat den Stil der Region des Begünstigten, der aus Padua stammt, zugeordnet, obwohl die Urkunde in Pisa ausgefertigt wurde, und erstmals auch einen treffenden stilistischen Vergleich genannt (Hl. Römisches Reich Deutscher Nation, 2006, S. 385–387 [Kat.-Nr. V.13], nämlich einen Codex der Historia destructionis Troiae des Guido de Columnis in der Fondation Martin Bodmer (Cod. Bodmer 78: Roland, Zajic, S. 352f. und Abb. 31 (fol. 2r: https://www.e-codices.unifr.ch/fr/fmb/cb-0078/2r; Die schönsten Seiten der Schweiz, 2020, S. 314f., Kat.-Nr. 75: Laura Alidori Battaglia). Der Codex ist durch die Maleranweisungen in venezianischem Dialekt für das Veneto gesichert, aber nicht datiert. Der nun vorliegende Vergleich mit der festdatierten Urkunde wird wohl zu einer deutlich früheren Datierung des Codex führen.
    • Das Wappenbild macht den Bezug zum Herrscher – man vergleiche den roten Löwen der Luxemburger, der dann zum Wappenbild des Königreichs Böhmen wurde – trotz offensichtlicher Varianten ganz eindeutig und bedurfte daher keiner Erwähnung im Diktat. Es handelt sich demnach um einen Wappenbrief älteren Typs, eine Urkunde, deren Wappenbild den Empfänger an den Aussteller bindet.
    • Eine interessante Frage ist, ob die hochwertige Ausstattung dem Begünstigten, wie es an sich zu erwarten wäre, oder dem für den Inhalt verantwortlichen Johann von Neumarkt zu verdanken ist. Gerade dass der Stil in die Haimatstadt des Begünstigten weist, stärkt diese Vermutung. Andererseits war Johann von Neumarkt einer der bedeutendsten Auftraggeber der unter Karl IV. mächtigen aufblühenden (Buch-)Malerei Böhmens; vgl. G. Schmidt, Malerei bis 1450. Tafelmalerei, Wandmalerei, Buchmalerei, in: Gotik in Böhmen, hg. von K. M. Swoboda (1969), S. 167–321 und 423–444, bes. S. 179–182. Ihm ist also zumindest das Wissen um die künstlerischen Möglichkeiten zuzutrauen und er mag daher der Anreger (wenn nicht sogar der Auftraggeber) der vorzüglichen Ausstattung gewesen sein.
    • Die Qualität der vorliegenden Urkunde beruht auf dem hohen Innovationspotential von Inhalt und Dekor und der jeweils exobitanten sowohl literarischen als auch malerischen Qualität der Ausführung.
    • Martin Roland
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    Bibliography

    Comment

    Das Diktat weist eine feierliche Arenga (Humane condicionis circumspecta sagacitas et bonorum operum assidua percunctatrix sic artis ingenio naturalibus se conformare didicit, sic ex causis notabilibus effectus insigniores producit, ut civilitatis gloria temporalis attollat et nobilitatis insigniis ad irradiandum ipsorum fame preconium faciat culciores, quos natura superior interioribus dotibus illustravit nobilibus et ipsorum animos sapiencie e sciencie altitudine pre ceteris decoravit, horum namque consilio thronus roboratur cesareus et eorum virtuosis actibus imperialis sublimitas gloria optata presidia suscipiat et salutaribus omni tempore proficiat incrementis), eine das Wappenbild ausdeutende Blasonierung und eine ungewöhnlich lange, doch etwa dem nur wenig späteren Usus der feierlicheren Palatinatsverleihungen entsprechende, durchwegs aus höchstrangigen Angehörigen der Umgebung des Kaisers zusammengesetzte Zeugenreihe auf.
    Die Arenga ist zukunftsweisend, denn sie enthält bereits die für viele spätere kaiserliche Wappenbriefe feststellbare Reflexion, dass auch dem kaiserlichen Thron Ehre durch die etwa in Gestalt von Wappenverleihungen zu belohnenden Taten der durch den Kaiser Auszuzeichnenden zurückfließe ([...] ut illos [...] nobilitatis insigniis [...] faciat cultiores [...]. Horum namque consilio thronus roboratur cesareus et eorum virtuosis actibus imperialis sublimitatis gloria optata presidia suscipit [...]). Ebenso zukunftsweisend ist die Pön von 100 Mark lötigem Gold, halb an den kaiserlichen fischus, halb an den Empfänger bzw. dessen Erben zu entrichten.
    Die deutende Blasonierung setzt den weißen (silbernen) Grund mit Sittenreinheit, Unbescholtenheit und guten Werke des Empfängers in Beziehung. Der Empfänger steht mit löwengleicher Wildheit auf, ist umgürtet mit der Richtschnur der Rechtschaffenheit, ausgedrückt durch den gelben (goldenen) Balken, um die Rechtsbrecher samt ihren Hinterhalten zu zertreten (Ad designandum, quod Jacobus [...] in campo albedinis, qui statum puritatis et innocencie bonorum operum prefigurat, ferocitate leonina ignitus et linea precinctus rectitudinis, que in colore flavee linee poterit designari, adversus pravorum insidias conculcandas elevetur in sursum). Vergleichbare Interpretationen des Wappenbilds kommen auch in manchen jüngeren Wappenbriefen vor.
    Das Stück ist heute unbesiegelt, trug aber gemäss der Corroboratio eine Goldene Bulle. Der untere Rand samt Plica scheint ebenso wie linker und rechter Rand sekundär sehr exakt beschnitten. Dass es sich um eine Ausfertigung handelt, dürfte der nicht vom Kontextschreiber stammende – also nicht als Bestandteil einer etwaigen einheitlichen Kopie anzusprechende – Rekognitionsvermerk bestätigen, der anstelle des Mainzer Erzbischofs und Reichserzkanzlers perGermaniam, Gerlach, den Leitmischler Bischof Johann von Neumarkt als Reichskanzler nennt.
    Mit grösster Wahrscheinlichkeit ist der frühhumanistisch geschulte Kanzler Karls IV., Johann von Neumarkt (Jan ze Středy), der auch als Rekognoszent der Urkunde fungierte, für das elaborierte Diktat verantwortlich. Mit nur minimalen Abweichungen, bezeichnenderweise jedoch unter vollständiger Übernahme auch der Blasonierung fand der Text als Formel “Imperator recipit quendam in familiarem et consiliarium, nobilitat eum et donat sibi arma“ Eingang in dessen wohl um 1360 entstandene „Summa cancellariae“ (besser eigentlich: „Summa cancellarii“) und etwas später als Formel „Imperator nobilitat et dat arma“ Aufnahme im nach 1379 entstandenen, von der Summa cancellariae über weite Strecken abhängigen „Collectarius perpetuarum formarum“ des Johannes von Gelnhausen.
    Andreas Zajic

    Original dating clauseviii kalendis iunii.

    Places
    • Augsburg
      • Deutschland
        • Type: Region
      • Falkenberg
        • HRR
          • Type: Region
        • Italie
          • Type: Region
        • Leitomischl
          • Mainz
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                  • Opavie
                    • Padua
                      • Pisa
                        • Pisa (Pisis)
                          • Type: Ausstellungsort
                        • Speyer
                          Persons
                          • Albert von Anhalt
                            • Bolko
                              • Burkhard von Magdeburg
                                • Buscho de Wilhertitz
                                  • Gerhard von Speyer
                                    • Gerlach von
                                      • Gerlach von Gerlach von
                                        • Giacomo di Santa Croce
                                          • Hascho de Swerticz
                                            • Johannes
                                              • Johannes von Leitomischl
                                                • Johannes von Olmütz
                                                  • Johannes von Pisa
                                                    • Kaiser Karl IV.
                                                      • Markgraf Johannes von Montferrat
                                                        • Markhard von Augsburg
                                                          • Nikolaus
                                                            • Pfalzgraf Fencius de Prato
                                                              • Philipp von Philippus
                                                                Keywords
                                                                • Illuminated Charters: Niveaus:
                                                                  • N1: historiated
                                                                  • N1: painted
                                                                  • N1: Panels
                                                                  • N1: Coat of arms
                                                                  • N2: Initials
                                                                  • N3: Monogram
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