Charter: Illuminierte Urkunden - Papsturkunden 1439-05-14_Halle
Signature: 1439-05-14_Halle
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1439-05-14 (nicht vor), Florenz
Notariell beglaubigte Abschrift: Papst Eugen IV. bestätigt den Brüdern und Schwestern des Dominikanerordens in Gubbio die inserierte Urkunde seines Vorgängers Innocenz VII. vom 26. Juni 1405 und bestätigt ihren Inhalt.
(vgl. monasterium.net/morbio)
Inc.: Provisionis nostre debet provenire subsidio.
Die inserierte Urkunde Innocenz VII. von 1405 Juni 26, die die Regel des 3. Ordens der Dominikaner*Innen enthält, beginnt in der dritten Zeile mit einer unauffälligen Lombarde I(nnocentius): Inc.: Sedis apostolice providentia circonspecta.
Source Regest:
Bearbeitungsstand: MITTEL
Bearbeitungsstand: MITTEL
Current repository:
Halle (Saale), Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Sammlung Morbio, Urk. 28 (8)
fehlt
Material: Pergament (ohne Plica)






- Materielle Beschreibung:
Notariell beglaubigte Prunkabschrift einer Littera cum filo serico (Bulle im engeren Sinn) mit dem Papstnamen (E)ugenius in Auszeichnungsschrift, die Lombardenformen verändert. Der Rest der ersten Zeile in Elongata-artiger Zierschrift mit cadellenartig erweiteten Oberlängen der langen "s" von s(ervus) und s(ervorum). Die ganze erste Zeile mit Fleuronnée in rot bzw. violett hinterfangen. - Über die für Papsturkunden typische Dekoration (siehe oben) geht die Initiale E(ugenius) als historisierte Deckfarbeninitiale hinaus, die vor einem Initialfeld in Blattgold steht. Im Binnenfeld ist vor blauem Grund das Kniestück einer weiblichen Heiligen mit dominikanischem Ordenskleid dargestellt, die ein Buch und Lilie trägt.
Der obere und der linke (jeweils recht schmale) Rand mit Blattranken in Deckfarbenmalerei gefüllt; die Blattmotive laufen in mehreren Fällen in Profilmasken bzw. Drachen- oder Vögelköpfen aus. Die vertikale Ranke reicht bis an den unteren Blattrand, was unsinnig wäre, wenn die Urkunde zur Besiegelung vorgesehen gewesen wäre, also unten eine Plica hochgefaltet gewesen wäre.
Hellrote einzeilege Lombarden im Textblock.
Vier Notarszeichen vor den jeweiligen notariellen Beglaubigungen. - Stil und Einordnung:
Zum Urkundencharakter
Das vorliegende Stück ist ein Schaustück, für das der Text einer päpstlichen Bulle im engeren Sinn, also mit der Ewigkeitsformel "ad futuram rei memoriam". Tatsächlich werden einige Elemente, die für Papsturkunden dieses Typus vorgeschrieben sind rezipiert, der Papstnamen wird in Zierschrift geschrieben und die restliche erste Zeile in Elongata, der Schriftcharakter, eine eher flüchtigen Minuskelschrift entspricht jedoch nicht den Formen der Kanzlei.
Bei einem mit Bleibulle besiegelten Original würden die notariellen Vermerke, die hier offensichtlich von Anfang an als Beglaubigung vorgesehen waren, verwundern. - Zur Ikonographie
Die weibliche Heilige mit dominikanischem Habit kann, da es ältere weibliche Heilige aus dem Orden nicht gibt, bloss mit der heiligen Katharina von Siena identifiziert werden, die 1380 starb aber erst 1461 (also nach der hier kopial wiedergegebenen Urkunde) heiliggesprochen wurde. Sie wurde jedoch schon davor mit Nimbus dargestellt, wie ein 1442 datiertes Bild des Sieneser Malers Sano di Pietro zeigt, das zudem durchaus vergleichbar ist und die Heilige mit Lilie und Buch als Halbfigur zeigt: Maastricht, Bonnefantenmuseum, 1003454: https://www.bonnefanten.nl/nl/collectie/1003454-h-catharina-van-siena. Eine ganzfigurige Darstellung Sanos ist in Buonconvento, Museo d’Arte Sacra della Val d’Arbia, erhalten, wo Katharina und Bernhardin eine Madonnendarstellung flankieren: https://provincedesienne.com/2019/01/22/sano-di-pietro-la-madonna-col-bambino-in-trono-e-i-santi-bernardino-e-caterina-da-siena/.
Die Heilige Katharina von Siena wurde als zentrale Vertreterin des Dritten Ordens des Predigerordens instrumentalisiert, eine Verbindung die das hier vorgestellte Dokument sehr eindrücklich zeigt.
In der Sammlung "Illuminierte Urkunden" gibt es eine (wohl nachgetragene) Darstellung der heiligen Katharina von Siena (ebenfalls als Halbfigur) zusammen mit anderen Dominikanerheiligen auf einer 1474 April 4 in Mantua datierten Urkunde. - Ranken
Zu den mit antropomorphen und zoomorphen Motiven bereicherten Ranken gibt es derzeit keine unmittelbaren Vergleiche. Wenn, was durchaus möglich ist, der Dekor in Gubbio ausgeführt wurde, dann kann auf eine 1455 Mai 7 in Imola entstandenen Ablass verwiesen werden, dessen Ranken freilich etwas "fleischiger" sind als die hier zu sehenden.
In Rom, dem Ausstellungsort, der hier überlieferten Urkunde, sind Ranken dieser Machart weder 1439 möglich noch später wahrscheinlich.
Eine Entstehung in Savona, also westlich von Genua, unmittelbar an der (heutigen) französischen Grenze, ist aus stilistischen Gründen wenig wahrscheinlich. Da das Pergament 1491 jedenfalls in Savona war, ist dieses Datum als Terminus ante quem zu werten.
Wahrscheinlicher ist eine Entstehung in Gubbio, für dessen Dominikaner*Innen des 3. Ordens die überlieferte Urkunde ja von Papst Eugen IV. ausgestellt wurde. Zu nennen ist etwa die Titelseite der Gedichte des Cleofe Gabrielli für Borso d'Este (Gubbio, Archivio di stato): http://www.archiviodistatoperugia.it/il-patrimonio/le-sedi/gubbio (Bild 5). - Eine Entstehung des hier vorliegenden "Urkundenplakats" im 3. Viertel des 15. Jahrhunderts in Gubbio ist die derzeit wahrscheinlichste Option.
- Martin Roland
Mentions:
- http://dx.doi.org/10.25673/110015
- https://www.monasterium.net/mom/DE-ULBST/Morbio/Morbio_28(8)/charter
- Thomas Ripoll, Bullarium Ordinis FF. Praedicatorum 3 ab anno 1430 ad 1484, Rom 1731, S. 104: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10940281?page=116 (Bestätigung durch Papst Eugen IV. für .
Der erste unter dem Haupttext stehende Text (Notarstranssumpt) ist 1491 datiert und von Thoman d(e) Zocho geschrieben. Weiters Vermerke der Notare Ludovicus Morenus und Nicolaus Prianus, der sich auch als Notar in Savona bezeichnet. Diese sind alle in Savona nachweisbar (1478, 1484, 1495): Cronotassi dei Principali Magistrati che ressero e amministrarono il Comune di Savona dalle origini alla perdita della sua autonomia, Teil 5 (1471-1500): https://www.storiapatriasavona.it/storiapatria/wp-content/uploads/2021/04/SSSP-21-1939.pdf
Language:
Places
- Florenz
- Gubbio
- Italien
- Type: Region
- Italien (Kurie)
- Type: Region
- Umbrien
- Type: Region
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N1: Borders
- N1: painted
- N1: historiated
- N1: Initials
- N1: with Additional Colours
- N3: Signum notarile
Illuminierte Urkunden - Papsturkunden 1439-05-14_Halle, in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/IlluminierteUrkundenKurie/1439-05-14_Halle/charter>, accessed 2025-08-10+02:00
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