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Charter: Illuminierte Urkunden 1551-08-01_Druck
Signature: 1551-08-01_Druck
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1551-08-01, Wien
Kaiser Ferdinand I. erlässt ein Patent, in dem er die Kennzeichnungspflicht für Juden der unter-, ober-, und vorderösterreichischen Länder regelt. Diese werden angewiesen, auf der linken Seite der Brust einen gelben Ring, rund und breit wie nebenstehender Zirkel, nicht schmäler und nicht breiter, öffentlich und unverborgen zu tragen. Wer zum dritten Mal ohne das Abzeichen angetroffen werde, soll mit Weib und Kind aus den österreichischen Ländern verwiesen werden. Auf Reisen muss das Zeichen nicht getragen werden.
Source Regest: 
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
 

Original (Druck)

Current repository
Wien, Haus- Hof- und Staatsarchiv (HHStA), Patente der Staatskanzlei (2), 211


Material: Papier


    Graphics: 
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    • Materielle Beschreibung: 
      Unauffällige, links herausgerückte Initiale W(ir). Unterhalb des Schriftblocks Urkundenstempel Ferdinands und gedruckter, dann gelb kolorierter Umriss der Scheibe, die die Juden zur Unterscheidung zu tragen haben. Die Grösse der Scheibe hat der auf der Kleidung anzubringenden zu entsprechen.
    • Stil und Einordnung: 
      Massstabgetreue Zeichen fuer Objekte sind bei Schützenbriefen üblich. Der Kölner Schützenbrief von 1501 hat, neben aufwendigen Illustrationen, auch Zeichen fuer Längen (die Grundeinheit aus der sich der Abstand zwischen Scheibe und Schützen ergibt) und Scheibengrössen.
    • Der jüdischen Bevölkerung vorzuschreiben, erkennbar zu sein, hat eine ins Mittelalter zurückreichende Tradition. Ferdinands Mandat, in den Formulierungen krass und unfreundlich, schreibt Auszeichnung erneut vor. Nun wird die Form des gelben Stoffringes genau festgelegt und durch das Medium des Drucks erhält die Anordnung grosse Öffentlichkeit, wie das Vorkommen des Mandats in vielen Archiven belegt. Jütte, Stigma-Symbole, 1993, S. 72f., belegt, dass vergleichbares bereits 1530 allen Juden des Reiches vorgeschrieben war.
    • Über die Wirkung des vorliegenden Mandates können nur vorsichtig Vermutungen angestellt werden. Verbote, etwa Kleiderordnungen, wurden häufig wiederholt, gerade weil die Forderungen nicht umgesetzt wurden. Das österreichische Kennzeichnungsgebot wurde 1554 wiederholt (Singermann, S. 47). Dass dieses Mandat Ferdinands Mandat keineswegs wirkungslos blieb, belegen Untersuchungen für Böhmen: Jakobovits, S. 151, verweist auf ein Mandat für Böhmen (1551 Dezember 10), von dem 400 tschechische und 200 deutsche Exemplare gedruckt wurden. Auch dieses enthielt die hier interessierende Abbildung des gelben Ringes. Jakobovits, S. 152f., stellt auch die verheerende Wirkung des Mandats an ganz konkreten Beispielen dar.
    • Staudinger, S. 78, macht wahrscheinlich, dass die Anwendung in den österreichischen Erblanden gegen Ende des 16. Jahrhunderts nachgelassen hat.
    • Martin Roland
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    Wir Ferdinand von Gottes Genaden römischer zue Hungern und Behaim ec. Künig [...] embieten N. allen und jeden Prelaten, Grafen, Freyen, Herrn, Eittern, Knechten, Landshaubtleuten, Haubtleuten, Vitzthumben, Vögten, Phlegern, Verwesern, Ambtleuten, Burgermeistern, Richtern, Räten, Burgern, Gemeinden und sonst allen andern Unsern Underthanen und Getreuen, Geystlichen und Weltlichen, in was Wirden, Stand oder Wesen, die allenthalben in Unsern undern, obern und vordem osterreychischen Fürstenthumben und Landen, Obrigkeyten und Gebieten gesessen sein, denen diser unser offner Brief fürkumbt, den sehen, lesen, hören oder des sonst in Erinnerung kommen, Unser Gnad und alles Guets. Nachdem uns nun zue mer und oftermalen glaublichen angelangt, weichermaßen sich die Jüdisheit, welcher Wir an etlichen Orten unserer Fürstenthumben und Lande zue hausen und ze wonen aus Gnaden zuegelassen und bewilligt, nicht allein mit irem unzimblichem unleidlichem Gesuech und wuecherlichen Contracten und Handlungen unserm christlichen Volck und Underthanen zue derselben beschwerlichem und verderblichem Nachteil und Schaden, sonder auch sonst in vil ander Weg sich allerley böser, ergerlicher und lasterlicher Thaten zue Schmach, Verschimpfung und Verachtung unsers heyligen christlichen Namens, Glaubens und Religion übe und gebrauche; welche ergerliche, böse Handlungen gueten Teyls aus dem erfolgen sollen, daß sy, die Juden, an mer Orten on alle jüdische Zeichen und on Underschid der Kleidungen und Trachten under den Christen wonen und wandlen und von denselben nicht underschiden noch erkent werden mögen: Derwegen dann uns als einem christlichen, regierenden Herrn und Landsfürsten, in Kraft Unsers tragenden Ambts zuesteen und wol gebürn will, hierinnen gebürlichs Einsehen zehaben und nicht allein den beschwerlichen, verderblichen Gesuech und Wuecher bey den Juden, sonder auch sovil immer müglich die andere lasterliche böse Handlungen und Thaten, so aus der Juden Beywonung und daß sy vor andern Christen nicht erkent werden, abzestellen und Verordnung ze thuen, daß zwischen den Christen und Juden an der Kleidung und Tracht etwas ein Underschid gehalten und die Juden an einem Zeichen, wie an andern mer Orten beschicht, gemerckt und erkent werden. ||
    Und demnach so setzen, ordnen und wollen Wir mit wol bedachtem Muet, guetem, zeytigen Rhat als regierunder Herr und Landsfürst aus landsfürstlicher Macht hiemit wissentlich und in Kraft dis Briefs, daß all und jede Juden, so in ernenten unsern erblichen Fürstenthumben und Landen gesessen sein und darin hin und wider handien und wandlen, zue einem Zeichen, daran sy von den Christen underschiden und erkent werden (unangesehen aller Statuten, Ordnungen, Satzungen, Exemption und Freyheiten, so sy gemeiniclich oder ir etlich von weylend unsern Vorfarn, Kaysern, Künigen und regierunden Landsfürsten löblicher Gedechtnus oder Uns erlangt haben möchten, wölhen allen und jeden, sovil die diser Unser Ordnung and Satzung in einich Weg abbrüchig oder verhinderlich sein verstanden werden mögen, wir hiemit in Kraft dis Briefs gentzlichen derogiert haben wollen nun hinfuro und in Monatsfrist nach Publicierung diser unser General anzufahen, an seinem obern Eock oder Kleid auf der lincken Seiten der Brust einen gelben Ring, hiebey verzeiehenter Runde und Breite des Zirckels und nicht schmeler oder kleiner, von einem gelben Tuech gemacht, öffentlich und unverporgen gebrauchen und tragen sollen. Wo aber einer oder mer aus den Juden nach Verscheinung angeregter Monatsfrist dise unser Satzung und Ordnung übertreten und sich obbemelts Zeichen nicht gebrauchen wurde, der soll zum ersten und andern Mal die Kleidung, so er antregt und alles das jenig, was bey im befunden wirdet, verwürckt haben und der Halbtheil derselben dem Anzeiger und der übrig Halbtheil der Obrigkeyt oder dem Gericht, darunder der Jüd also one Zeichen betreten worden, zuesteen und erfolgen. Im Fall aber, daß er zum dritten Mal betreten wurde, soll er nit allein jetzgehörtermaßen die Kleidung und was bey ime befunden wirdet verwürckt haben, sonder er sambt seinem Weyb und Kindern noch darzue und alsbald aller unserer osterreychischen Fürstenthumben und Lande in ewig Zeyt verwisen werden. Doch wann die Juden irem Gewerb und Notturft nach über Land ziehen, sollen sy solch Zeichen auf der Straßen zuetragen nicht schuldig sein, bis sy in ire Herbergen und Nachtleger in die Stet, Flecken oder Dörfer kommen, alsdann sollen sy das Zeichen wider herfürnemen und tragen und sich dardurch für Juden zue erkennen geben on Geferde. Und gebieten demnach euch allen und eur jedem insonderheyt mit allem Ernst und wollen, daß ir ob diser unser Satzung und Ordnung festiglich handhabet und haltet, gegen den Juden, so in angeregten Unsern Fürstenthumben und Landen one obbemelte Zeichen betreten werden, mit angeregter Straf ernstlich verfaret und daneben alles das jenig fürnemet, handlet und verrichtet, so zue Volnziehung diser Unser Ordnung und Satzung fürderlich und zue Abstellung der Verhandlungen, so durch die Juden darwider zue üben understanden worden, die Notturft erfordern wirdet und euch hierin änderst nicht haltet, alles bey Vermeidung Unserer schweren Ungnad und Straf. Geben in Unser Stat Wien, den ersten Tag des Monats Augusti anno ec. im einundfünftzigisten, unserer Reyche des römischen im einundtzwaintzigisten und der andern im fünfundtzwaintzigisten. Ferdinand.
    Mentions

    Original dating clauseGedrucktes Patent (Druck)



    LanguageDeutsch
    Places
    • HRR
      • Type: Region
    • Wien
      • Type: Ausstellungsort
    • Österreich
      • Type: Region
    Persons
    • Kaiser Ferdinand I.
      Keywords
      • Illuminated Charters: Niveaus:
        • N1: historiated
        • N1: with Additional Colours
      • Glossary of illuminated charters (in German):
        • Druck
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