Charter: Illuminierte Urkunden 1344-03-28_Nuernberg
Signature: 1344-03-28_Nuernberg
Add bookmark
1344-03-28, Avignon
Bischofsammelindulgenz
für die Pfarrkirche St. Jakob in Rüsselbach (Rystelbach) und
ihre Filialkirchen (unter anderem die Kapelle St. Georg in Igensdorf
[Idungsdorf]):Zahlreiche Bischöfe [Namen kaum mehr lesbar] erteilen all jenen einen Ablass von 40 Tagen (misericorditer in Domino relaxamus), die reumütig und nach Ablegung der Beichte die Pfarrkirche St. Jakob in Rüsselbach und die ihr zugehörigen Kapellen, unter anderem [St. Georg] in Igensdorf, an bestimmten Festtagen und - soweit gegeben - in der jeweiligen Oktav besuchen und an welchen Messfeierlichkeiten auch immer teilnehmen, und zwar am Feiertag des heiligen Jakob, zu Weihnachten, an den Festen der Beschneidung und der Erscheinung des Herrn, am Karfreitag, zu Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten, am Dreifaltigkeitstag, zu Fronleichnam, am Kreuzauffindungstag, am Tag des Erzengels Michael, an allen Marienfesten, zur Feier der Geburt des heiligen Johannes des Täufers, am Peter- und Paulstag, zu allen anderen Apostel- und Evangelistenfesten, zu Allerheiligen, zu Allerseelen, am Kirchweihtag, an den Feiertagen des heiligen Stephan, des heiligen Laurenz, des heiligen Georg, des heiligen Nikolaus, des heiligen Gregor, der heiligen Maria Magdalena, der heiligen Margarete, der heiligen Lucia und der heiligen Agnes. Weiters wird all jenen Ablass gewährt, die den Priester beim Versehgang begleiten, die beim Abendläuten mit gebeugten Knien drei Ave Maria beten, die den Bau, die Beleuchtung und die sonstige die Ausstattung der Kirche unterstützen, die dieser entweder testamentarisch oder auf anderen Wegen Gold-, Silber- und Kleidungsspenden sowie andere Notwendigkeiten zukommen lassen, [danach stark verblasst, wahrscheinlich das Gebet für den Petenten und dessen Familie als letzte Ablassbedingung].
Markus Gneiss
Source Regest:
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
Current repository:
NürnbergStaatsarchivKirchen auf dem LandNr. 212MA 1992, U 2910 (von Lutze als "Nürnberg, Bayerisches Staatsarchiv, Kirchen auf dem Lande 1" erwähnt).
Material: Pergament
Dimensions: 61 (height) x 77 (width) cm
Condition: Urkunde wurde restauriert: Fehlstellen (grosser Ausriss rechts oben) im Pergament hinterlegt; die Urkunde mit Papier hinterklebt. Siegel fehlen. Die Schrift bis zur Unlesbarkeit verblichen. Die Farbigkeit wohl von jeher als Farbgrisaille angelegt, doch ebenfalls verblichen.







- Materielle Beschreibung:
Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz: Historisierte Initiale U(niversis) zu Textbeginn sowie ein hl. Georg zu Pferde am rechten Rand. Drei weitere vergrösserte Initialen in der ersten Zeile, ocker gefüllt, mit Ocker und Grau in den Binnenfeldern. Im Textblock vergrösserte einzeilige Initialen, ocker gefüllt mit ehemals tintenfarbigen Fleuronnée. - Sechs Zeilen hohe historisierte Initiale: mit der Feder gezeichnet und mit Grau, Ocker und Rot koloriert. Im Binnenfeld thronende Maria (gekrönt) mit schon recht grossem und ganz bekleidetem Jesuskind auf dem Schoss. Das Christuskind wendet sich lebhaft dem rechts stehenden hl. Jakobus zu; vor grauem Mustergrund, auf den schwarze Ranken gemalt sind. Der linke Buchstabenschaft mit schwarzen Ranken auf ockerfarbenem Grund, vor dem rechten Schaft der Initiale kniender Bittsteller mit unbeschriftetem Spruchband. Die Zwickel des Initialfeldes Ocker gefüllt und mit Blattwerkaussparungen aus der tintenfarbigen zweiten Schicht. Initiale mit kurzen Blattfortsätzen an den beiden oberen Ecken. Rechts des Schriftspiegels ein reitender hl. Georg.
- Stil und Einordnung:
Dieser Ablass ist ein Vertreter der einfachen Form des Blattrankentyps. Bemerkenswert ist weniger die Madonna mit dem lebhaften Kind (vgl. Beispiele seit den 1330er Jahren; siehe ikonographische Diversifizierung) und auch nicht so sehr die Tatsache, dass sich dieses für seine Umgebung (häufig für den Petenten) interessiert, sondern die Tatsache, dass ein zweiter Heiliger, hier Jakobus, neben der Thronenden Platz gefunden hat. - Die grisailleartige Farbigkeit der Malerei sticht ebenso wie die feine Zeichnung von Gesichtern und Haaren hervor. So etwas sieht man in der Werkstatt der Avignoner Sammelindulgenzen ebenso selten wie die feine Zeichnung des Georg zu Pferde.
- Der Blattdekor oberhalb der Initiale erinnert an 1342 August 12 für Deutschnofen. Den ohne einen Bildrahmen am platzierten Heiligen beobachtete man erstmals 1340 Oktober 20 für Heilbronn, doch auch 1342 August 6 für Ala. Ähnlich klein ist die Heiligenfigur rechts am Rand bei 1344 Juni 27 für Baumgartenberg.
- Wie vorsichtig man mit Lokalisierungen sein muss, belegt Eberhard Lutze, der 1930/31 den (wie wir nun wissen, eindeutig Avignoneser Stil [der Initiale]) als Beleg anführt, der den "Zusammenhang mit anderen fränkischen Arbeiten aus der ersten Jahrhunderthälfte erhärtet".
- Gabriele Bartz, Martin Roland
Mentions:
- Lutze, Nürnberger Buchmalerei, 1930/31, S. 10. (Volltitel auf Zotero)
- Seibold, Sammelindulgenzen, 2001, S. 71, Anm. 567. (Volltitel auf Zotero)
- Bilderpracht und Seelenheil, 2019, S. 178-180. (Nr. E 1: Gabriele Bartz, Markus Gneiss). (Volltitel auf Zotero)
- http://www.oocities.org/siliconvalley/park/7788/ki_sghis.htm
Comment
Arenga: Splendor paterne glorie ... .Der schlechte Erhaltungszustand der Urkunde macht es leider unmöglich, die genaue
Anzahl der Aussteller zu ermitteln, auch die meisten Namen sind nicht mehr lesbar. Die
begünstigten Institutionen sind jedoch noch gut zu erkennen: Einerseits handelt es
sich um die Pfarrkirche Rüsselbach (heute Gemeindeteil des Marktes Igensdorf),
andererseits um die ihr zugehörigen (Filial-)Kapellen, unter anderem diejenige in
Igensdorf (Bayern, Landkreis Forchheim). Ein Patrozinium dieser Kapelle wird im
Avignoner Ablassbrief nicht explizit genannt; noch heute ist die – nun
evangelisch-lutherische – Pfarrkirche von Igensdorf aber dem hl. Georg geweiht und war
es damals schon, noch als Filialkapelle von Rüsselbach. Soweit erkennbar, gestaltet
sich die Urkunde als zeittypische Ausfertigung eines Avignoner Sammelablasses ohne in
Formular und Diktat vom Standard abzuweichen. Der hl. Jakobus findet freilich
Erwähnung unter den Tagen, an denen der Ablass gewonnen werden kann; der hl. Georg ist
ohnehin im standardmässigen Repertoire der Ablasstage enthalten.
Markus Gneiss
Places
- Avignon
- Type: Ausstellungsort
- Bayern
- Type: Region
- Deutschland
- Type: Region
- Frankreich (Kurie)
- Type: Region
- Rüsselbach
- Type: Empfängerort
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N1: historiated
- N1: with Additional Colours
- N1: Initials
- Illurk-Urkundenart:
- Bischofsammelindulgenz
- Glossary of illuminated charters (in German):
- Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz
- Blattrankentyp
- Ikonographische Diversifizierung
- Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen
Illuminierte Urkunden 1344-03-28_Nuernberg, in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/IlluminierteUrkunden/1344-03-28_Nuernberg/charter>, accessed 2025-05-03+02:00
You are copying a text frominto your own collection. Please be aware that reusing it might infringe intellectural property rights, so please check individual licences and cite the source of your information when you publish your data
The Charter already exists in the choosen Collection
Please wait copying Charter, dialog will close at success