Charter: Illuminierte Urkunden 1328-05-12_Wien
Signature: 1328-05-12_Wien
This charter is an interpretation of :
SchottenOSB/1328_V_12
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1328-05-12, Avignon
Bischofsammelindulgenz (10 Aussteller) für die Pankrazkapelle zu Wien:Die Bischöfe Johannes von Amelia (Ameliensis), Rudolfus von Cyzicus (Siriquensis), Madius von Duvno (Vemitensis), Jordanus von Acerno (Acernensis), JohannesBirniastensis [aus Eubel nicht lokalisierbar], Meletius von Gallipoli (Gallipolitani), Bonifatius von Sulcis (Sulcitansis), Guillelmus von Triest (Tergestinensis), Antonius von Sagona (Sagonensis) und Johannes von Ciudad Rodrigo (Civitatis Roderi) erteilen all jenen einen Ablass von 40 Tagen (misericorditer in Domino relaxamus), die die in der Diözese Passau gelegene Kapelle des heiligen Pankraz in Wien (capella sancti Pancracii martiris situata in villa Wienne) reumütig und nach Ablegung der Beichte an bestimmten Festtagen und – soweit gegeben – in der jeweiligen Oktav besuchen und dort Morgen- und Abendmessen oder welchen Messfeierlichkeiten auch immer beiwohnen, und zwar am Festtag des heiligen Pankraz, am Weihetag der Kapelle, zu Weihnachten, zu den Festen der Beschneidung und der Erscheinung des Herrn, am Karfreitag, zu Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten, Fronleichnam, am Kreuzauffindungstag, am Kreuzerhöhungstag, an allen Marienfeiertagen, zu den Festen der Geburt und der Enthauptung Johannes' des Täufers, am Peter- und Paulstag, zu allen Apostel- und Evangelistenfesten, an den Feiertagen des Erzengels Michael, des heiligen Stephan, des heiligen Laurenz, des heiligen Clemens, des heiligen Georg, des heiligen Vinzenz, des heiligen Pantaleon, des heiligen Martin, des heiligen Nikolaus, des heiligen Augustinus, des heiligen Gervasius, der heiligen Maria Magdalena, der heiligen Katharina, der heiligen Margarete, der heiligen Lucia, der heiligen Barbara, der heiligen Gertrude, der 11 000 Jungfrauen, zu Allerheiligen und zu Allerseelen. Weiters wird all jenen ein Ablass gewährt, die für den Bau, die Beleuchtung und die sonstige Ausstattung der Kapelle aufkommen und jenen, die entweder testamentarisch oder auf anderen Wegen der Kapelle Gold-, Silber- oder Kleidungsspenden zukommen lassen.
1328 November 13, Wien
Bischof Albert von Passau bestätigt (confirmamus) diese Indulgenz und fügt weitere 40 Tage Ablass hinzu.
Markus Gneiss
Source Regest:
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
Current repository:
Wien, Archiv des Schottenstifts Wien, sub dato
ehem.: Scr. 24 A. Nr. 1a.
Noch fünf Siegel erhalten (darunter das des bestätigenden Bischofs Albert von Passau an Pergamentpressel), die anderen fehlen.
Material: Pergament
- notes extra sigillum:
- Rückseite (14. Jahrhundert, stellenweise verblasst): Summa indulgenciarum: IIII C LXX dies [...] [Folgt eine Aufzählung der in der Indulgenz enthaltenen Feiertage].


- Materielle Beschreibung:
Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz: Stark vergrösserte historisierte Initiale U(niversis) zu Textbeginn und drei weitere vergrösserte Initialenmit wellenförmigen Aussparungen in der ersten Zeile: die erste mit bärtigem Gesicht im Binnenfeld, die zweite mit ausgesparten floralen Motiven, die dritte mit zwei Fischen; in Tintenfarbe. Im Textblock zwei vergrösserte einzeilige Initialen mit Aussparungen und floralen Motiven in Tintenfarbe. - Fünf Zeilen hohe historisierte Initiale: in Feder vorgezeichnet, Hintergrundflächen mit deckendem Rot, Grün und hellem Ocker ausgemalt (kolorierte Federzeichnung). Im Binnenfeld vor farbig gemaltem Grund eine ausgesparte Blattranke, der obere Teil der Fläche mit einem Mischwesen (Drachenkörper und weiblicher [?] Kopf mit Kapuze) gefüllt. Der Buchstabenkörper rechts ornamental gestaltet, oben ein Rosettenmotiv unten drei Arkaden, links mit Quadratrauten und einem zentralen Medaillon mit frontalem Christuskopf (Vera Ikon). An den Rändern ist eine Linierung angebracht.
- Stil und Einordnung:
Die Ausstattung des Bischofsammelablasses für die Wiener Pankrazkapelle steht zwischen zwei Werkstattphasen. Die frühere ist bestimmt durch den Zeichner mit den Masswerkmotiven; zuletzt mit dem unfertigen Stück für Heiligenkreuz von 1328 April 10. Der rechte Buchstabenschaft zeigt dort ebenfalls Rosetten und Arkaden, wobei die sonst übliche Kolorierung unterblieb. Der Duktus ist spröder, im Ablass für die Wiener Pankraz-Kapelle hat sich ein Nachfolger an die Motive seines Vorgängers angeschlossen. Anders als jener setzt er mit Rot und Grün „echte“ Farben ein und verwendet rote Tinte für das deutlich professionellere Fleuronnée. - Während die Binnenfeldfüllung bisher nur noch einmal nachgewiesen werden konnte (1329 Jänner 17 für Vilich, vom selben Zeichner), entspricht die Gestaltung der weiteren Initialen der ersten Zeile dem nun folgenden Usus der Werkstatt.
- Das ausgesparte Mischwesen, das im Ablass für die Pankraz-Kapelle zu Wien im Binnenfeld platziert ist, taucht in weiteren Ablassbriefen auf: für Léau (1328 Juni 7), für Kloster Vilich (1329 Jänner 17), Ailingen (1329 August 24) bzw. Königsfelden (1329 September 6) und für Trier (1330 Jänner 28). Danach kommt es nach heutigem Kenntnisstand nicht mehr vor.
- Die Christusbüste im Medaillon des linken Buchstabenschaftes überragt die anderen Produkte der Werkstatt qualitativ deutlich; die Augenhöhlen sind fein abschattiert, Bart und Haupthaar sind malerisch durchgeformt und nicht bloss gezeichnet oder angemalt. Als Motiv wurde weder der ältere Vera-Ikon-Typ noch die 1328 zum ersten Mal auftauchende segnende Christusbüste verwendet, sondern, wiederum, eine in der Mitte stehende Gestaltung: ein von den Zwängen des umrissorientierten „drei-Zipfel“-Typs befreiter frontaler Christuskopf, jedoch noch nicht erweitert um die Hände, die die Nagelwunde präsentieren und segnen. Wie häufiger in der Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen zu beobachten, nimmt ein offenbar neu in hinzugekommener Mitarbeiter die vorgefundenen Dekorationselemente auf und setzt seine Neuerungen hinzu.
- Noch eine Besonderheit: Die Initiale ist von professionell gezeichnetem rotem Fleuronnée umgeben. Der Florator kennt alle formalen Möglichkeiten dieses Metiers. Bemerkenswert ist, dass ein professioneller, sicher aus Mitteleuropa stammender, qualitativ hochstehender Fleuronnée-Zeichner sich doch an Usancen der Werkstatt anpasst. Die hakennasige, böse blickende Profilmaske, die links zwischen der Wölbung des Buchstabenkörpers und der Serife eingeklemmt ist, entspricht ganz dem, was der Zeichner mit den Masswerkmotiven gemacht hat.
- Gabriele Bartz, Martin Roland
Mentions:
- Hauswirth, Urkunden Schottenkloster, 1859, S. 181, Nr. 158. (Volltitel auf Zotero): https://archive.org/details/bub_gb_ELtGAAAAcAAJ/page/n192
- Delehaye, 45, 1927, S. 333. (Volltitel auf Zotero)
- Roland, Zajic, Illuminierte Urkunden, 2013, S. 322f., Abb. 9, online unter: http://documents.icar-us.eu/documents/2013/11/archiv-fur-diplomatik-schriftgeshichte-siegel-und-wappenkunde.pdf (Volltitel auf Zotero)
- https://www.monasterium.net/mom/AT-StiAScho/SchottenOSB/1328_V_12/charter
Comment
Arenga (Incipit): Pia mater ecclesia ... .Bei der begünstigten Institution handelt es sich um die
Pankrazkapelle (Wien 1, Am Hof 4, Naglergasse 24), die wahrscheinlich
anlässlich der Errichtung der babenbergischen Residenz in Wien um
1155/1156 entstanden ist. Die Kapelle wurde offiziell seit 1263 den
Schotten in Wien zur Betreuung übergeben, jedoch erfolgte erst 1340
deren Inkorporation in das Schottenstift. 1461 fand auf Befehl von Papst
Pius II. die erneute Inkorporation in das Schottenstift statt (siehe
dazu Perger, Brauneis, Kirchen, 1977, S. 123f. [Volltitel auf Zotero]; Czeike, Lexikon Wien 4, 1995, S.
485 [Volltitel auf Zotero]).
Für die Pankrazkapelle ist ein weiterer, in Hinblick auf die
Ablassgelegenheiten deutlich erweiterter Sammelablass bekannt (1335 März 22), der sich ebenfalls im Stiftsarchiv der
Schotten befindet.
Markus Gneiss
Places
- Avignon
- Type: Ausstellungsort
- Frankreich (Kurie)
- Type: Region
- Wien
- Type: Empfängerort
- Österreich
- Type: Region
Persons
- Albert von Passau
- Antonius von Sagona
- Bonifatius von Sulcis
- Guillelmus von Triest
- Johannes
- Johannes von Amelia
- Johannes von Ciudad Rodrigo
- Jordanus von Acerno
- Madius von Duvno
- Meletius von Gallipoli
- Rudolfus von Cyzicus
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N1: historiated
- N1: with Additional Colours
- N1: painted
- N2: Initials
- N2: figural
- N2: Penwork(Fleuronnée)
- N2: zoomorophic
- Illurk-Urkundenart:
- Bischofsammelindulgenz
- Glossary of illuminated charters (in German):
- Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz
- Zeichner mit den Masswerkmotiven
- Vera-Ikon-Typus
- Christusbüste
- Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen
Illuminierte Urkunden 1328-05-12_Wien, in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/IlluminierteUrkunden/1328-05-12_Wien/charter>, accessed 2025-05-05+02:00
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