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Charter: Illuminierte Urkunden 1160_Erfurt
Signature: 1160_Erfurt
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Eidesformel: 1161, nach; 1200, vor - das Objekt: Erfurt, um 1210/30, Ausstellungsort unbekannt
Mittelhochdeutsche Eidesformel für Personen jüdischen Glaubens, gegeben von (Erz-)Bischof Konrad [I. von Wittelsbach] von Mainz [1161–1165; 1183–1200], behängt mit dem Siegel der Stadt Erfurt (Erfurte Judeneid).
Martin Roland
Source Regest: FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
 

Original
Current repository
Erfurt, Stadtarchiv, 0-0/A XLVII Nr. 1
ehem.: Magdeburg Staatsarchiv, Erfurt A XLVII Nr. 1




    Graphics: 
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    • Materielle Beschreibung: 
      Doppelte rote Rahmenlinie golden gefüllt; goldene Satzmajuskeln mit roten Umrisslinien.
    • Stil und Einordnung: 
      Schrift und Satzmajuskeln weisen eindeutig auf das Buchwesen und nicht das Urkundenwesen als Grundlage der Gestaltung hin.
    • Historisch ist das Dokument von Bedeutung, weil es einerseits den jüdischen Mitbürgern eine sie nicht diskriminierende Rechtsstellung im Prozess einräumt (viele spätere Judeneide sind von diskriminierenden und vorverurteilenden Formulierungen durchsetzt) und andererseits weil es als ältestes deutschsprachiges Dokument gilt, das die Rechtsstellung von Juden in einer Stadt beschreibt.
    • Das Schriftstück ist nicht datiert. Fixpunkt sind die Amtszeiten Erzbischofs Konrads von Mainz, 1161–1165 und 1183–1200. Mit grosser Wahrscheinlichkeit fällt die Abfassung des Judeneides in Konrads zweite Amtszeit, ist also zwischen 1183 und 1200 formuliert worden.
      Schrift und Dekorformen können von einer zuerst von Arthur Haselhoff definierten 'Thüringisch-sächsischen Malerschule des 13. Jahrhunderts' abgeleitet werden. Daraus ergibt sich eine Datierung des vorliegenden Objekts um 1210/30. Wegen des Stadtsiegels ist eine Entstehung in Erfurt wahrscheinlich.
    • Der Beitrag von Gabriele Bartz (S. 25f., und 29-31) präzisiert diese Einordnung und rückt das Dokument in die Nähe des Landgrafenpfalters (Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, HB II 23). Dieses Buch kann nicht nach 1213 entstanden sein und erlaubt somit eine Einschränkung der Datierung.
    • Martin Roland
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    Des dich dirre sculdegit des bistur unschuldic. So dir got helfe. Der got der himel unde erdin gescuf. loub. blumen. unde gras. des da uore nine was. Unde ob du unrechte sweris. daz dich di erde uirslinde. di datan unde abiron uirslant. Unde ob du unrechte sveris. daz dich die muselsucht biste. di naamannen liz unde iezi bestunt. Unde ob du unrechte sweris. daz dich di e uirtilige di got moisy gab. in dem berge synay. Di got selbe screib mit sinen uingeren an der steinir tabelen. Unde ob du unrechte sweris. daz dich uellin alle di scrift. di gescriben sint an den uunf buchen moisy. Dit ist der iuden heit den di biscof Cuonrat dirre stat gegebin hat. ||
    Übersetzung: Dessen, wofür dieser Dir Schuld gibt, bist Du unschuldig, so Dir Gott helfe, der Gott, der Himmel und Erde erschuf, Laub, Blumen und Gras, das zuvor nicht war. Und wenn Du unrecht schwörst, dass Dich die Erde verschlinge, die Datan und Awiran verschlang. Und wenn Du unrecht schwörst, dass Dich der Aussatz befalle, der Maeman verliess und Gehasi befiel. Und wenn Du unrecht schwörst, dass Dich die Gesetze vertilgen, die Gott Moses gab auf dem Berge Sinai, die Gott selbst schrieb mit seinen Fingern auf die steinerene Tafel. Und wenn Du unrecht schwörst, dass Dich zu Fall bringen alle Schriften, die geschrieben sind in den fünf Büchern Moses. Das ist der Juden Eid, den Bischof Konrad dieser Stadt gegeben hat.
    Bibliography

    Comment

    Das erhaltene Schrift-Objekt, das die Aussage eines jüdischen Mitbürgers in Gerichtsverfahren ermöglichte, ist - trotz seines ganz bewusst urkundlichem Aussehen - keineswegs eine Urkunde, die Recht schriftlich setzt, sondern eine mediale Aussage. Dies wird schon dadurch deutlich, dass der Erzbischof als Autor des Textes (genannt in der letzten [!] Textzeile) und die Stadt Erfurt als die Inhaberin des Siegels nicht übereinstimmen.
    Vielmehr ist zu vermuten, dass das vorliegende Objekt für ein ganz spezifisches Ereignis (Prozess) in Erfurt angefertigt wurde. Dafür wurde ein für alle drei Parteien (Erzbistum, Stadt und jüdische Gemeinde) identitätsstiftendes Stück geschaffen. Es sieht wie eine Urkunde aus und mag während der Eidesleistung performative Funktionen gehabt haben, der Rechtsakt, das Schwören des Eides, wurde jedoch durch das gesprochene Wort und performatives Handeln vollzogen.
    Dass das Stück den Anschein einer Urkunde erwecken will, belegt, dass man die rechtssichernde Kraft von Urkunden hoch schätzte und diese durch die Optik evozieren wollte.
    Martin Roland
    Nachtrag (2020): Der Beitrag von Gabriele Bartz (2019) bietet neue, von den hier vorgestragenen Einschätzungen abweichende Erkenntnisse.
    Places
    • Ausstellungsort unbekannt
      • Type: Ausstellungsort
    • Deutschland
      • Type: Region
    • HRR
      • Type: Region
    • Thüringen
      • Type: Region
    Persons
    • (Erz-)Bischof Konrad [I. von Wittelsbach] von Mainz
      Keywords
      • Illuminated Charters: Niveaus:
        • N1: with Additional Colours
        • N1: Borders
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