- Bestandsgeschichte
- Bestandsbeschreibung
Schloss Sünching, gelegen in der südlichen Oberpfalz zwischen Regensburg und Straubing, ist noch heute ein Ensemble aus Architektur, Ausstattung und Inventar, das durch seine Unberührtheit und Geschlossenheit beeindruckt. Das Schloss in seiner heutigen Gestalt geht auf Graf Joseph Franz von Seinsheim (1707–1787) zurück, Obersthofmeister sowie Geheimer Staats- und Konferenzminister unter den Kurfürsten Max III. Joseph und Karl Theodor. Die Seinsheim hatten Sünching 1573 durch Kauf erworben, die Vorbesitzerfamilien seit dem späten Mittelalter waren die Hofer von Lobenstein und die Stauffer von Ehrenfels. Die letzte Gräfin Seinsheim verehelichte sich 1893 mit Janos Freiherrn von Hoenning O’Carroll, dessen Enkel Johann Carl der heutige Eigentümer von Sünching ist. Die Archivbestände setzten denn auch in der Zeit von Ludwig dem Bayern ein und reichen bis in die Jetztzeit.
Über die ursprüngliche Unterbringung des Archivs ist nichts bekannt, belegt ist aber, dass das Sünchinger Urkundengewölbe bereits Ende des 16. Jahrhunderts von Wiguleus Hund für sein „Bayrisch Stammen-Buch“ benutzt wurde. Die beiden älteren Archivräume weisen noch heute Raumschale und Einrichtung auf, wie sie in den 1760er Jahren unter Joseph Franz Seinsheim geschaffen wurden. Mit den Arbeiten vor Ort betraute Seinsheim Johann Oktavian Salver, den seine Studien zur fränkischen Adelsgeschichte bekannt gemacht haben. Salver bearbeitete nicht nur die Seinsheimsche Familienchronik, sondern erstellte auch die ersten Findmittel für Archiv und Bibliothek. Mit ihm beginnt die Reihe der Seinsheimschen Hausarchivare, darunter klingende Namen wie Karl Theodor Heigel, dessen steile Karriere in Sünching ihren Anfang nahm und der ebenfalls eine Repertorisierung durchführte.
Das bis heute übliche Signatursystem der Akten und Amtsbücher geht auf den von der staatlichen Archivverwaltung abgeordneten Archivrat Ignaz Hösl zurück, dessen Sünchinger Tätigkeit 1913 begann. Bis 2015 wurden die Urkunden der Herrschaft Sünching und der Familie Seinsheim detailliert regestiert und chronologisch durchnummeriert. 2024 fand im Rahmen der Sicherungsverfilmung von BRD-Kulturgut in der Verfilmungsstelle des Bayerischen Hauptstaatsarchivs eine Digitalisierung bzw. Verfilmung dieses Bestandes statt. Daneben existieren in Sünching die englischen Urkunden der Familie O’Carroll, die im hier vorgestellten Monasterium-Projekt nicht inbegriffen sind.
Der Urkundenbestand ist als typisch für ein Familien- und Herrschaftsarchiv zu bezeichnen: Breiten Niederschlag finden die Angelegenheiten der Hofer von Lobenstein und Stauffer von Ehrenfels, die bis 1573 Sünching besaßen. Die danach folgenden Seinsheim brachten einen Teil ihrer älteren Familienurkunden mit, was bedeutet, dass zahlreiche fränkische Betreffe enthalten sind. Die Herrschaft Sünching wurde 1762 hauptsächlich unter Zusammenfassung der Hofmarken Sünching, Grafentraubach und Schönach gebildet. Sie gehörte zum niederbayerischen Rentamt Straubing, wohingegen das Gebiert heute im Regierungsbezirk Oberpfalz liegt. Der Versorgung nachgeborener Söhne dienten die nicht zur Herrschaft gehörenden Besitzungen Grünbach und Taufkirchen bei Erding sowie Pretzfeld und Wannbach in Franken. Von diesen Hofmarken gibt es aber nur zu Grünbach, damals im niederbayerischen Rentamt Landshut gelegen, eine breite Überlieferung. Besonders hervorzuheben sind die den Würzburger und Bamberger Fürstbischof Adam Friedrich Seinsheim (1708–1779) betreffenden Urkunden, dessen Nachlass an den Sünchinger Bruder Joseph Franz Seinsheim gelangte.