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Charter: Illuminierte Urkunden 1343-09-19_Paris
Signature: 1343-09-19_Paris
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1343-09-19 (bald nach?), Spoleto (?)
Übertragung einer feierlichen Papsturkunde von Nikolaus III. (1278 November 26, Rom) ins Volgare, von einer Bischofssammelindulgenz (1341 Mai 31, Avignon) und von deren Bestätigung (1343 September 19, Spoleto) jeweils für die Benediktinerinnen von S. Maria di Civitella (monasterio de sancta Maria de Civitella [1278]; monasterium monalium sancte Marie de Civitella vel del Monte [1341]).
Source Regest: FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: MITTEL
 

Original
Current repository
Paris, L’École national supérieure Beaux-arts de Paris, Mn. Mas. 233




    Graphics: 
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    • Materielle Beschreibung: 
      Das grosse unregelmäßige Pergament (oben in einem Zipfel zulaufend – Hals) im oberen Teil (gleichschenkeliges Dreieck mit eingebogenen Schenkeln) mit einer violett gerahmten Miniatur: Zentral thront ein Papst (mit Tiara) flankiert von sechs Kardinälen.
    • Der Text der Bestätigungsurkunde Nikolaus' III. beginnt mit einer sechszeiligen blauen Fleuronnée-Lombarde mit rotem Fleuronnée mit Fadenfortsätzen entlang des linken Textrandes.
    • Der Bischofsammelablass beginnt mit einer dreizeiligen roten Lombarde ohne weiteren Dekor, die Bestätigung beginnt mit einer tintenfarbigen, nicht besonders betonten Initiale.
    • Bei der Papsturkunde werden auch Rota, Benevalete und die in drei Blöcken angeordneten, je mit einem Zeichen versehenen Kardinalsunterschriften nachgebildet.
    • Stil und Einordnung: 
      Der Nonnenkonvent, der dieses Dokument beauftragte, konnte zuerst nicht zweifelsfrei festgestellt werden. Ein Ablass von 40 Tagen, den der Bischof von Spoleto 1290 für S. Maria de Civitellis (in der Nähe des Castello Gualdo Cattaneo) gewährte und der sich im Benediktinerinnenkloster S. Maria del Monte in Bevagna erhalten hat (Mario Sensi, Storia di Bizzoche tra Umbria e Marche, Rom 1995, S. 79 und 97 [Anm. 78]), erlaubt die Identifizierung. An diesem Ort lebten seit 1244 Frauen als Eremitinnen. Sensi nennt auch eine notarielle Abschrift der hier zugrunde liegenden Papsturkunde (S. 77 und 95f. (Anm. 62).
    • Das Dokument ist keine Originalurkunde, aber es ahmt äussere Merkmale der Vorlage nach (Rota und Benevalete). Zusätzlich wird der Aussteller, der Papst, ganz zentral ins Bild gerückt. Er und die ihn umgebenden Kardinäle machen deutlich, dass das vorliegende Stück, öffentlich zur Schau gestellt wurde.
    • Der Stil widerspricht einer Entstehung im Umfeld der Bestätigung des Ablasses nicht. Die malerische Qualität ist mässig. Auch die Formen des Fleuronnée widersprechen dem Datierungsansatz „bald nach 1343“ nicht.
      Dies schliesst jedoch eine spätere Entstehung nicht grundsätzlich aus. Der Online-Katalog der École des Beaus Arts datiert etwa erst "1440".
    • Die Kardinäle tragen bereits den typischen flachen und breitkrämpigen Hut, den Galero. Über dessen Frühgeschichte konnte mit vertretbarem Aufwand nur wenig Belastbares festgestellt werden. Als Argument für eine eventuell spätere Datierung eignet es sich aber nicht, obwohl er im 14. Jahrhundert noch nicht so oft dargestellt wurde (dasselbe gilt für die rote Kleidung).
      Claudia Märtl (siehe unten, S. 275f.) nennt als frühesten Beleg eine Darstellung des hl. Hieronymus durch Tomaso da Modena im Dominikanerkloster von Treviso (1352 - Link zum Bild). Auch das berühmte Fresko des Andrea Bonaiuto (gest. 1377) im Kaptelsaal (heute als Capellone degli Spagnoli bekannt) von Santa Maria Novella in Florenz, dessen Ausstattung 1365/67 entstand, zeigt diese Form der Kopfbedeckung von Kardinälen schon voll ausgeprägt.
      Francesca Manzari verweist per Mail auf einen weiteren, noch deutlich früheren Nachweis: Rom, Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Arch. Cap. S. Pietro, C 129, Codice di San Giorgio, der um 1315/35 für Kardinal Jacopo Gaetano Stefaneschi in Avignon gefertigt wurde (https://digi.vatlib.it/view/MSS_Arch.Cap.S.Pietro.C.129), fol. 17r. Hier wird der flache und breitkrempige Hut zwar nicht getragen sondern ist nur beigegeben, die Form und Farbe ist aber bereits unverkennbar. Wie der Galero 1346 in Bologna dargestellt wurde dokumentiert das Missale des Kardinal Bertrand de Deaux (ebendort, B 63: https://digi.vatlib.it/view/MSS_Arch.Cap.S.Pietro.B.63), Incipitseite, fol. Ir.

      Dass der (speziell geformte) Hut um die Mitte des 14. Jahrhunderts als neu empfunden wird, legt eine Beschreibung nahe, die sich der Kleidung des hl. Hieronymus widmet: Der Heilige solle "... in cathedra sedens pingitur cum capello quo nunc cardinales utuntur," berichtet Johannes Andreae (gest. 1348) in seinem Schrift Hieronymianus (vgl. Claudia Märtl, Zwischen Habitus und Repräsentation. Der kardinalizische Ornat am Ende des Mittelalters, in: Die Kardinäle des Mittelalters und der Frühen Renaissance, hg. von Jürgen Dendorfer / Ralf Lützelschwab unter Mitarbeit von Jessika Nowak, Florenz 2013, S. 257-300, bes. S. 274).
    • Das vorliegende Plakat hat eine prominente Stellung im Bereich "Historisierte Papsturkunden". Siehe dazu den entsprechenden Glossareintrag: https://www.monasterium.net/mom/index/IllUrkGlossar/HistorisiertePapsturkunden
    • Martin Roland
      Ich danke Andreas Rehberg für zahlreiche entscheidende Hinweise.
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    Comment

    Das Datum der Urkunde von Papst Nikolaus III. ist unsicher. Vgl. Sensi, S. 95f. (Anm. 62): Rom 1279 Oktober 29 oder November 26 nach einem Notarsinstrument von 1353. Das hier überlieferte Stück nennt vi kal. Decembris (...) M°CC°LXXVIII(I°). Dass die Falte ein weiteres "I" und das hochgestellte "o" unsichbar macht, wäre möglich, die in Folge angegebenen Jahre nach dem Pontifikat Papst Nikolaus' III. schliessen dies jedoch aus, sodass hier definitiv 1278 November 26 anzunehmen ist.
    Places
    • Civitella
      • Type: Empfängerort
    • Italien
      • Type: Region
    • Spoleto (?)
      • Type: Ausstellungsort
    Persons
    • Nikolaus III.
      Keywords
      • Illuminated Charters: Niveaus:
        • N1: historiated
        • N1: drawn
        • N1: Initials
        • N2: zoomorophic
      • Glossary of illuminated charters (in German):
        • Historisierte Papsturkunden
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