Charter: Stift St. Maria im Kapitol A I 137
Signature: A I 137
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1386 Mai 2, Köln
Hermann von Turne und seine Ehefrau Paytze pachten von der Äbtissin und dem Kapitel von St. Maria im Kapitol zur Halbscheid den Hof zu Fischenich auf drei Jahre, beginnend an Mariä Lichtmess (2.2.) unter detaillierten Bedingungen: Das Land des Hofes bebauen die Pächter auf eigene Kosten, ausgenommen 30 Morgen, gelegen bei Kalscheuren, Richtung Efferen, die jährlich abwechselnd mit Roggen bebaut werden und brachliegen sollen. Das der Äbtissin, dem Kapitel und denjenigen, die ihre Pfründeneinkünfte von dem Hof beziehen, zustehende Getreide sollen die Pächter dreschen auf deren Kosten nach Köln in deren Getreidespeicher liefern oder wohin es sonst gewünscht wird. Anfallendes Stroh soll auf dem Hof verfüttert und verwendet werden. Wenn man die Stoppeln umpflügt („sturtzen“) oder den Boden mergelt, bezahlen Pächter und Verpächter je die Hälfte, weshalb die Pächter 6 Schilling je Morgen erhalten. Die Pächer übernehmen das Amt des Schultheißen und verköstigen die Amtleute des Landesherren, wenn diese mit 2 oder 3 Pferden einkehren, wofür sie die Strafgelder („wedde“) und die Hälfte der dem Hof zustehenden Kurmut erhalten. Wenn die Amtleute mit mehr als 3 Pferden einkehren, übernehmen die Verpächter die Verköstigung. Die gesamte Pacht beläuft sich auf 162 Malter Roggen, wovon die Pächter jährlich ein Drittel zahlen, erstmals nach der Ernte des laufenden Jahres. Wenn die gesamte Pacht gleich im ersten Jahr gezahlt wird, sind die Pächter von der Halbwinnerschaft befreit und können in dem Jahr hartes Korn (Weizen, Roggen, Gerste) einsäen. Die Pächter zahlen Zehnt von dem Land des Hofes an die Äbtissin und das Kapitel oder an denjenigen, dem der Weingarten von St. Maria im Kapitol in Fischenich anvertraut ist, sofern der Zehnt niemand anderem zusteht. Ferner sollen die Pächter jedes Jahr 2 ½ Morgen mit Roggen für Futterkorn bekommen und 4 Morgen im Gemenge von Wicken und Hafer anbauen. Die Pächter können Vieh halten auf dem Hof, sollen der Äbtissin jährlich am Martinstag (11.11.) einen Eber geben und auf eigene Kosten Schnitt und Mahd vornehmen. Wenn die Pächter Schafe halten wollen, kann sich das Stiftskapitel ihnen anschließen, soll dann aber die halben Futterkosten tragen. Die Pächter halten die Zäune des Hofes und der Felder instand, erhalten dafür jährlich 16 Mark und entfernen die Disteln aus dem Getreide, wofür sie jährlich 6 Mark bekommen. Zur Ernte schicken Äbtissin und Kapitel jeweils einen Knappen als Gewährsmann („bewerer“), den die Pächter sechs Wochen verköstigen müssen. Jährlich erhalten die Pächter für die harte Saat 9 Malter Roggen, für die Hafersaat 12 Malter Hafer. Wenn der Landesherr oder dessen Amtleute einen Fuhrdienst verlangen, übernehmen dies die Pächter; werden diese dabei mehr als einen Tag und eine Nacht beansprucht, sollen die Pächter so entschädigt werden wie benachbarte Halfen. Nachdem das Getreide in der Scheune ist, stellen die Pächter so viele Drescher wie die Verpächter, beide Seiten bei schlechtem Fruchtstand jedoch umso mehr Drescher, damit das Getreide zweimal gedroschen wird. Die Pächter stellen Holz, Stöcke, „etze“ und Gerten für die Herstellung von Zäunen sowie Holz für die Zimmerarbeiten auf dem Hof. Als Unterpfand setzen die Pächter die gesamte Aussaat, ihren Viehbestand, Gerätschaften und mobile Habe. Anhängendes Siegel des Hermann von Turne (Wappensiegel; Umschrift: [S](igillum) HERMAN …“), beschädigt.Material: Pergament
Dimensions: 30,8–41,2 x 36,5–36,7 cm
Kunt sij allin ludin, dye diesin breiff seynt off hoerent lesin, dat wir, Herman vanme Turne ind Paytze, syn eliche huysvrouwe, unsin nůtz ind urber han angeseyn ind han infangin van den irwerdichen vrouwen ind hern, unser vrouwen, der .. abdissen, ind van deme gemeyne capittele des gotzhuys van sente Marien Maelsbuchel zo Colne, dye unss iren hoff zo Vischenich ussgedayn haynt ind geleynt zo halfscheyde as zo dryn jaeren naeynander lofende ind dye angenghen up unser Vrouwendach as man dye kertzen wijhit, dye neist vurganhen is, zo besitzen in vurworden ind maneren as herna gescreven steit. (Prima) also dat wir up unse kost den acker des vurg. hoffs zo den rechten zijden as id geburt aen argelist en bynnen den vurg. dryn jaeren eren, bůwen ind seyn soelen ussgenomen dryszich morgen lantz, dye gelegen sint bij der Kalder Schuren zo Efferen wert ind dye nů mit rocgen ligent, wilche drissich morgen wir soelen seyn eyns jaers mit rocgen ind dat ander jaer soelen sij zo brache ligen ind rasten, want id crautland is. Ind allit dat korn, dat up des hoffs lande jaers west, id sij wynter off sůmervrůcht, in den hoff ind in dye schure begaden soelen ind doen voeren ind soelen ouch allit dat korn, dat den vurg. .. abdissen ind .. Capittele ind den, dye up den hoff geprovent sint, zogeburt, dat irste, dat dat korn gedroschen is, eedes jaers up unse kost zo Colne vur ir kornhuys antwerden ind voeren off anders, wa sij is begerent in Colne. Vort soelen wir dat stroe zo male etzen up deme hoeve ind in des hoffs urber keren ind neyrgin anders. Wer ouch sachge, dat wir bynnen dyeser zijt des lantz des vurs. hoffs it sturtzen off mirgilden, is were vyle off clyne, dan aff soelen dye vurg. .. abdisse ind .. capittel ind we sich des hoffs underwint dye helfte van bezalen ind wir dye ander helfte, also as it oven ind neden gewonlich is, doch so soele wir sunder argelist dyeser sturtze also veyle doyn ind man sal unss geven vur ichlichen morgen na gebur seys schillinge. Vort so soelen wir dat schultisseampt hoeden ind bewaren ind soelen ouch de amptluden des hern vanme lande, off sij zo eyngen zijden daer quemen mit swen off mit dryn perden, dye kost doyn also as sich dat heyscht; ind hirvur soelen wir haven dye wedde ind dat halfte deyl van den curmeden, dye up deme hoeve ind in den hoff vallent. Wer ouch sache, dat dye amptlude vurg. mit me perden dan mit drey up den hoff quemen zo eyngen zijden, so soelen dye .. abdisse ind .. capittel ind dye zo deme hoeve gehoerent dye kost liden, dye daboven geschege. Vort so solen dye .. abdisse ind .. capittel ind dye up den hoff gehoerent unss eynen ganzen paicht, den wir schuldich sijn ind dye sich loefft up hůndert ind swa ind echtzich malder rocgen lazen staen, ind den soelen wir bezalen zo dryn jaren upme denne eedes jaers dat derde deyl des vurg. paichtz, ind soelen dye bezalunge dis derdeils beginnen as balde as der arn dis jaers gedaen is. Ouch ist gevurwort, were dat sachge, dat wir in dyesme eyrsten jare al den paicht as vurs. is bezalden, so moychte wir quijt sijn van dieser halfwinschaff. Ind were dat sachge, dat unss des luste, dat soelen wir in der zijt kunt doen ind soelen ouch in deme jare dye harde saet doen ind volgen unssme ploychrechte sůnder argelist. Vort so soelen wir dem vurg. unser vrouwen, der .. abdissen ind deme .. capittele off deme, dem dye wyngarden des vurg. goitzhuys zo Vischenich bevolen werdent, zenden geven van al deme hoffslande, dat nijt ander luden zenden gijt. Vort soelen wir haven eedes jaers zo voderkorne derdenhalven morgen mit rocgin, nijt van dem besten, noch ouch nijt van dem ergsten. Ouch mogen wir seyn veyr morgen mit wycken eedes jaers in dy evensait. Vort so wat veys wir up deme hoeve gezeen kůnnen, dat sal allit komen in unsin nůtz, behalven dat wir alle jaere soelen geven up sente Mertinsdachg unser vrouwen, der .. abdissen vurg. eynen gůden bere ind umb dis nůtz willen van diesin vee so soelen wir up unse kost snet ind mat don. Wer ouch sachge, dat unss luste schafe zu halden up deme hoeve so mach dat capittel mit unss mengen off sij wellent, ind is dat sachge, dat sij mit unss mengent, so sal dat capittel halve kost doen also as sich dat heyscht. Vort so soele wir dye zůne des hoffs ind des velds up unse kost machen in bůwelich halden ind herumb ind zo sture unser vermůngen up deme hoeve so sal man unss geven eedes Jars seyszeyn marc. Vort so soelen wir up unse kost dye dystelen doyn rofen, da is noyt is uss aline korne ind daerzo sal man unss zo sture geven eedes jars seys marc. Vort soelen dye vurg. .. abdisse ind .. capittel ind dye zo deme hoeve gehorent eedes jars zo arne up den hoff senden eynen knappen, dye da seys wechen eyn bewerer sij up unse kost, nies sye solen ime lonen. Vort sal man unss geven eedes jars zo sture zo der harder sayt nuyn malder rocgen ind zo der evensayt zwelff malder even. Vort is gevurwort, were dat unss dye herre vame lande off syn amptlude drůnghen in eynghe vůre zo doyn, dye soelen wir doen. Is dat sachge, dat wir daerzo gedrunghen vůrden van noeden eynen dachg ind eyn nacht as dat velt under unser kost. Were wir daer enboven uss van bedwancghe der hern off der amptlude, daervan sal man unss doen alse anderen halffwin geschuyt, unsin naburin boven ind neden. Vort so wanne dat korn in dye schure komen is, so soelen wir ja as wanne dat capittel wilt also vil drescher setzen as dat capittel. Were ouch sachge, dat id ovele stande vurde imme lande, so soelen wir up beyden sijden dye mee dreschere nehmen, dat dat korn zwenlichen ussgedroschen werde. Vort so soelen wir holtz, stecken ind etze ind gerden ind wat zo zunen geburt ind ouch so wat holtz zo zymmeren geburde up deme hoeve up unse kost hoelen ind voeren. Ind umb dat dye vurg. .. abdisse .. capittel ind dye up den hoff gehoerent al dyeser vurs. puncte sicher sijn an unss, so han wir in zo underpande gesad ind setzen overmitz dyesin intgeynwordighen breyff al unse deyl der vruchte, dye wir up den vurg. hoff geseit han off bynnen dyeser zijt daerup seen soelen, al unse vee ind gezauwen ind al unse varende have, dye wir nů zeer zijt han off namayls erkrigen magen, dye in vestlichen verbunden soelen bliven ind neman anders noch wir ouch nijt vůrder versetzen in mogen noch in soelen mit sulchin vurworden ind pinen, off wir in bezalungen des vurs. schuld off ouch in eynghen den anderen vurs. puncten sůmelich vůnden wurden ind dye personen vurs. daerumb eynghen schaden leden off nit fenghen, dat sy irre schuld off des bruchs, des da ane bruchge were, ind des schaden, den sij daerumb intfangin hetten, ind der kenlicher kost, dye sij daerumb gedaen hetten, erkoveren ind erhoelen soelen ind mogen an unssme gůde vurs., geynre leyegerichte daerumb zo soken off zo warden med zo iren vrijen willen anzogrijfen ind zo wenden ind zo keren in eynen rechten affsclach der vurs. schuld, schaden ind kost also lange bis in up ir simpel saghen genslichen ind zo male dan aff genůch sij gescheit. In urkunde ind vaste stedicheit al dieser vurs. puncte han ich, Herman, vur mich inde myn huysvrouwe vurg. myn ingesegel an dyesin breyff gehangen, wilchs ingesegels ich, Paytza vurg. gebruche in diesin sachen. Gegeven int jaer unss hern dusint druhundert seys ind echtzich des neystes days sente Walburgedage.
abstracts:
- Schäfer, S. 45, Nr. 196.
Language:
Notes:
Alte Archivsignaturen: „N. 6, Lit R. Capsola 2.“ (gestrichen); Num. 109 (unterstrichen).
Dorsalvermerk: „Fraw abtißin und capitulum verpfacht den frohnhoff zur halbscheid …“ (18. Jh.)
Dorsalvermerk: „dit ist der breyff van Vysschenych dat der hoff zu der halffschyt ußgedayn ist.“ (15. Jh.?)
Dorsalvermerk: „de curte in Vissenich Hermanni de incolis“ (15. Jh. ?)
Bearbeiter: Joachim Oepen / Rieke Walter (2018)
Places
- Köln
- St. Maria im Kapitol / Köln
Historisches Archiv des Erzbistums Köln, Stift St. Maria im Kapitol A I 137, in: Monasterium.net, URL </mom/DE-AEK/MiK/A_I_137/charter>, accessed at 2024-10-06+02:00
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