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FondUrkunden St. Andrä an der Traisen (998-1776)
  1. Stiftsgeschichte
  2. Die Gründung des Augustiner Chorherrenstiftes ist eng verbunden mit der Familie der Edlen von Traisma (Traisen). Diese besaß um 1100 nördlich von Herzogenburg eine Andreaskapelle. Walther von Traisma, der seinen Wohnsitz wahrscheinlich in der Nähe dieser Kapelle gehabt hat und in einer Reihe von Urkunden nachweisbar ist, verfügte in seinem Testament (1148) die Gründung eines Augustiner Chorherrenstiftes bei eben dieser Andreaskapelle. Zu diesem Zwecke übergab er die Kapelle als seine Eigenkirche dem Bischof von Passau. Walther verstarb am 28. oder 29. September 1148. Bischof Konrad von Passau zögerte zunächst jedoch die Gründung durchzuführen, da er mit dem Gedanken spielte, die Chorherren von St. Georgen nach St. Andrä zu übersiedeln und beide Konvente miteinander zu vereinigen. Dieser Plan wurde aber von Stephan von Rehberg, dem Testamentsvollstrecker Walthers, bekämpft. Erst nach zwölf Jahren und mehreren Interventionen von beiden Parteien an den Heiligen Stuhl, stellte Bischof Konrad am 30. Dezember 1160 die Gründungsurkunde für St. Andrä aus und setzt als ersten Propst einen gewissen Gotschalk ein. Möglicherweise bestand bis ins 14. Jahrhundert auch ein Chorfrauenstift in St. Andrä.

    Einer der Betätigungsbereiche des neu gegründeten Stiftes war die Krankenpflege. Seit dem Jahr 1295 ist ein Klosterspital urkundlich nachweisbar, das regelmäßig mit verschiedenen Stiftungen bedacht wurde. Die letzte Erwähnung des Spitals datiert aus dem Jahr 1377. Es dürfte aber auch eine Schule im Stift betrieben worden sein. 1346 erwarb das Stift St. Andrä von Herzog Albrecht II. das Recht, die niedere Gerichtsbarkeit selbst auszuüben. Die Grenzen des St. Andräer Gerichtssprengels sind in einem um die Mitte des 15. Jahrhunderts abgefassten Banntheidingprotokoll überliefert.

    Das Zeitalter der Reformation hatte auch für das Stift St. Andrä gravierende Auswirkungen. Zwischen 1539 und 1579 bestand überhaupt kein Konvent und die Pröpste wurden notgedrungen nicht gewählt, sondern von kaiserlichen oder bischöflichen Kommissaren postuliert. Der Einfluss der Lehre Luthers spiegelte sich nicht zuletzt auch im Bücherbestand des Stiftes wieder, der eine große Menge an protestantischem Schriftgut beinhaltete. Das Stift stand im 16. Jahrhundert öfters am Rande der Auflösung, erholte sich aber im Laufe des 17. Jahrhunderts wieder.

    Für das Stift und die Kirche brachte der Türkeneinfall des Jahres 1683 die vollständige Zerstörung. Unter Propst Ivo Teschenbauer (1680-1698) setzte die wirtschaftliche Konsolidierung zwar wieder ein, der strenge Führungsstil des Propstes brachte aber den Konvent gegen ihn auf, der sogar eine Visitation gegen den Propst beantragte.

    Die Wiederaufbauarbeiten nach den Zerstörungen der Türkenkriege konnten erst unter dem Nachfolger Teschenbauers, Propst Augustin Erath von Erathsberg (1698-1719), in Angriff genommen werden. Erath entwarf ein barockes Baukonzept, das er auch umgehend zu verwirklichen trachtete. Bereits 1702 war der Rohbau des Stiftes vollendet. Dabei dürften aber ältere Gebäudeteile in das Barockkonzept miteingearbeitet worden sein. Das Jahr 1714 markiert wohl den Abschluss der Bauarbeiten am Stiftsgebäude. Die Errichtung des barocken Turmes der Stiftskirche konnte Propst Erath 1701/02 unter Mitarbeit von Jakob Prandtauer ebenfalls noch verwirklichen.

    Eraths Nachfolger war Anton Ruckenbaum, dem mit dem Bau der barocken Stiftskirche die endgültige Ausführung des barocken Umbaus vorbehalten war. Allerdings machten die geleisteten Kriegskontributionen während des Spanischen Erbfolgekrieges den Kirchenneubau zunächst unmöglich. Erst am 3. Mai 1726 konnte der Grundstein zur neuen Kirche gelegt werden, wobei der bereits von Propst Erath gebaute Turm übernommen wurde. Etwas mehr als drei Jahre später war das Kirchengebäude größtenteils vollendet, wobei Propst Ruckenbaum eine Verschuldung des Klosters vermeiden konnte. Die Weihe wurde am 16. Juli 1729 vorgenommen, wobei aber der Abschluss der Außen- und Innengestaltung noch Jahre in Anspruch nahm. Über den Baumeister sind keine sicheren Erkenntnisse bekannt. Möglicherweise handelte es sich um Joseph Munggenast.

    Bis 1751 wuchs die Verschuldung des Stiftes unter dem Nachfolger Ruckenbaums aber so stark an, dass die Regierung die Wahl eines neuen Propstes untersagte, und den Herzogenburger Propst Frigdian Knecht als Administrator einsetzte. Mit der geistlichen Administration wurde der St. Andräer Chorherr Andreas Strobl betraut. Zu allem Überdruss verwüstete ein Sturm große Teile des Klosters und im Folgejahr erfroren die Weinreben und brachten dem Stift keinen Ertrag. So konnte die wirtschaftliche Konsolidierung nur sehr schleppend erfolgen. Die vom Staat geforderten Kontributionen während des Siebenjährigen Krieges verbesserten die Situation in keiner Weise. Bis zum Jahr 1767 schaffte man jedoch die Sanierung und ein neuer Propst - Gregor Grindler - durfte gewählt werden. Er sollte der letzte Propst des Augustiner Chorherrenstiftes in St. Andrä sein.

    Wie viele andere geistliche Institutionen, fand auch das Chorherrenstift St. Andrä in der Regierungszeit Kaiser Josephs II. (1780-1790) sein Ende. Am 9. April 1783 verstarb Propst Grindler. Die Wahl eines Nachfolgers wurde aber von der Regierung untersagt. St. Andrä wurde zwar nicht sofort aufgehoben, sondern zunächst per kaiserlichem Dekret vom 20. Juli 1783 dem Stift Herzogenburg inkorporiert, wobei der Herzogenburger Propst Michael Teufel zum Administrator bestellt wurde. Dieser wurde aber mit der sukzessiven Liquidierung des St. Andräer Stiftsbesitzes beauftragt. Nach der Veräußerung des gesamten Stiftsbesitzes wurde das Stift am 30. Juni 1787 endgültig aufgelöst.

    Auf Anordnung des Propstes wurde der Stiftsmeierhof zum Pfarrhof umgewandelt. Nachdem der Pfarrer von St. Andrä in den Meierhof übersiedelt war, blieb das Stiftsgebäude ab 1795 leer. Ab 1802 wurde es als Kaserne und zwischendurch 1805 und 1809 als Lazarett verwendet. 1828 wurde das Gebäude an den Staat verkauft, der es seinerseits am 1. Juli desselben Jahres der Stadt Wien übergab. Seit diesem Jahr beherbergt das Gebäude ein “k.k. Versorgungshaus für verarmte Wiener jeden Alters und Geschlechts“ der Stadt Wien. 1853 brannte der zum Teil Jakob Prandtauer zugeschriebene Kirchturm ab. Heute ist das ehemalige “Versorgungs- und Pflegehaus” ein modernes Geriatriezentrum der Stadt Wien, das im Jahr 2003 sein 175-jähriges Bestehen feiern konnte.

    Literatur:

    Egon Alexander Wahl, Geschichte des ehemaligen Augustiner Chorherrenstiftes St. Andrä an der Traisen mit besonderer Berücksichtigung der rechtlichen, besitz- und personalgeschichtlichen Verhältnisse (Diss.), Wien 1945.

    Diese genannte Arbeit ist mit seinen stark antisemitischen Äußerungen und Wertungen (vgl. S. 46) dem nazionalsozialistischem Gedankengut verbunden und mit entsprechender Vorsicht zu verwenden!

    850 Jahre Augustiner-Chorherrenstift St. Andrä an der Traisen 1148-1198 (Festschrift), Hg. Kultur- und Fremdenverkehrsverein St. Andrä an der Traisen (1998).

    Christine OPPITZ, Archiv und Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Andrä a. d. Traisen. In: Thomas AIGNER und Ralph ANDRASCHEK-HOLZER, Abgekommene Stifte und Klöster in Niederösterreich (=BKGNÖ 6, St. Pölten 2001) 270-284.

    Helga PENZ, Alte Weisheiten und neue Erkenntnisse - Neuigkeiten aus dem Stiftsarchiv Herzogenburg. In: Hippolytus. Neue Folge 25 (St. Pölten 2000) 44-46.

  3. Bestandsgeschichte
  4. Mit Dekret vom 20. Juli 1783 wurde St. Andrä dem Stift Herzogenburg inkorporiert. Erst 1798 wurden die Archivalien und das Kanzleischriftgut nach Herzogenburg gebracht und bilden seitdem innerhalb der Archivstruktur - zusammen mit dem Herzogenburger und dem Dürnsteiner Material - einen eigenen Bestand.

    Das hervorstechendste Stück des St. Andräer Bestandes ist eine Schenkungsurkunde Kaiser Ottos III. aus dem Jahr 998, die aber in keinem Rechtszusammenhang mit St. Andrä steht. Empfänger war ein gewisser Engelreich, welcher mit Teilen der Herrschaft Lengbach beschenkt worden war. Die Lengbacher waren Vögte von St. Andrä und auch Dompröpste von Regensburg. Wahrscheinlich trat der letzte Lengbacher Otto V. in St. Andrä ein, und brachte die Urkunde mit sich ins Kloster.

  5. Editionen/Regestenwerke
  6. Eine erste historiographische Bearbeitung erfolgte durch den Herzogenburger Chorherren Wilhelm Biélsky. In den Jahren 1932/33 wurde das Stiftsarchiv von Hans Krupicka, Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, neu geordnet und eine Zettelkartei angelegt, die auch diese “Urkundenreihe” erfasste. In den Jahren 1999-2001 wurden die Bestände des Archivs von Helga Penz in die Datenbank des Stiftsarchivs aufgenommen. Dabei wurden für den Mittelalterbestand jene ausführlichen Regesten herangezogen, die Fritz EHEIM anlässlich der Mikroverfilmung im Niederösterreichischen Landesarchiv in den Jahren 1961-1962 verfasste. Die Regesten der jüngeren Dokumente entstammen in den meisten Fällen dem Zettelkatalog, der weitgehend jene, hauptsächlich von Biélsky verfassten Regesten übernimmt, die den Originalen beiliegen.

  7. Bearbeitung
  8. Mag. Karl Heinz, Email: karl.heinz @monasterium.net (Indizierung, Einleitung)

    Mag. Helga Penz (Stiftsarchiv Herzogenburg), Email: helga.penz@ordensarchive.at (Datenbankerstellung)

    (mit herzlichem Dank an Mag. Helga Penz und Dr. Christine Oppitz für die zahlreichen Hinweise)

  9. Konkordanzliste Datum - Signatur
  10. http://documents.icar-us.eu/documents/2015/10/konkordanz-datum-signatur-herzogenburg.doc